Update: Shanghai-Hong Kong Stock Connect
Mitte November 2014 hat die Shanghai-Hong Kong Stock Connect, die Verbindung der Börsenplätze in Shanghai (SSE) und Hong Kong (HKSE), ihren Betrieb aufgenommen. Die zuvor für ausländische Investoren relativ unzugängliche Börse in Shanghai ist seit November 2014 mit dem Aktienmarkt in Hong Kong vernetzt.
Durch die Verknüpfung der beiden Börsen ist es nun für Investoren an beiden Standorten möglich, an beiden Handelsplätzen aktiv zu sein. Investoren aus Hong Kong oder dem internationalen Ausland erhalten Zugang zu den Handelsbeständen der SSE, während Festlandchinesen nun die Möglichkeit haben, sich an der HKSE zu engagieren.
Das Pilotprojekt der Stock Connect spielt bei den chinesischen Bemühungen einer stärkeren Integration in das globale Finanzsystem und der Öffnung des chinesischen Kapitalmarktes für ausländische Investoren eine wichtige Rolle. Gleichermaßen stellt die Börsenkooperation einen weiteren Schritt hin zur Internationalisierung der chinesischen Währung Renminbi (RMB) dar. Prinzipiell gehen die schrittweise Öffnung des Finanzmarktes und die fortschreitende Internationalisierung des RMB Hand in Hand.
Funktionsweise der Stock Connect
Die Shanghai-Hong Kong Stock Connect ermöglicht die Investition und den Handel von Wertpapieren über die administrativen Grenzen hinweg. Investoren aus Hong Kong oder dem internationalen Ausland sind zum Erwerb und dem Handel mit A-Aktien (SSE-180 und SSE-380-Indizes) der Börse in Shanghai berechtigt, während Festlandchinesen in H-Aktien (Hang Seng Large Cap und Mid Cap Indizes) an der HKSE investieren können. A-Aktien sind in RMB ausgegebene Wertpapiere an der SSE und H-Aktien sind in RMB ausgegebene Aktien, die in Hong Kong gelistet sind.
Beide Seiten müssen ihre Handelsgeschäfte über professionelle Broker abwickeln und über RMB-Devisen verfügen. Das Investitionsvolumen unterliegt regulativen Beschränkungen. Für nordwärts gerichtete Investitionen über den Northbound Trading Service Link liegt die generelle Obergrenze bei 300 Mrd. RMB sowie 13 Mrd. RMB täglich. Der nach Süden gerichtete Handel über den Southbound Trading Service Link ist auf 250 Mrd. RMB insgesamt und 10,5 Mrd. täglich begrenzt.
Mehr zum Thema: Shanghai-Hong Kong Stock Connect to Launch – Interview with Prof. Terrill Frantz
Investitioren aus Hong Kong oder dem internationalen Ausland können für den Handel an der SSE Offshore-RMB Depots verwenden. Im Gegenzug verwenden Investoren aus dem Festland für sämtliche Aktivitäten an der HKSE, Hong Kong Dollar, wobei dann für die jeweiligen Clearingprozesse RMB als Berechnungsgrundlage herangezogen werden.
Performance der Stock Connect
Zur Beurteilung der Performance des Börsenkooperationsprojekts sprach Asia Briefing erneut mit Prof. Terrill Frantz. Seiner Meinung nach ist die Geschäftstätigkeit der Shanghai- Hong Kong Stock Connect prinzipiell positiv zu bewerten. Es habe seit dem Start der Börsenkooperation am 17. November keine technischen und operativen Probleme bei der Abwicklung der Transaktionen gegeben. Dies war eine der größten Sorgen, die potentielle Anleger im Vorfeld der Eröffnung oftmals geäußert hatten.
Darüber hinaus sagte Prof. Frantz, dass die täglichen Handelslimits bis zum Jahreswechsel erst zweimal erreicht wurden. Dies sei ein Indiz für eine sehr marktgerechte Einschätzung des anfänglichen Marktpotentials seitens der Aufsichtsbehörden. Das durchschnittliche tägliche Handelsvolumen ist seit der Eröffnung relativ konstant geblieben. Er macht einen leicht steigenden Trend des nordwärts gerichteten Handels aus, während der südwärts gerichtete Handel eine nahezu flache Wachstumskurve aufzeigt. Es besteht eine gewisse Zurückhaltung bei den Investoren, die sich wohl vor allem durch ein unterschiedliches regulatorisches Umfeld an den beiden Börsenplätzen erklärt.
Seiner Meinung nach ist die Bedeutung der Shanghai-Hong Kong Stock Connect aber nicht primär am Handelsvolumen zu messen, sondern eher an den grundsätzlich veränderten Rahmenbedingungen.
Das Projekt der Stock Connect erleichtert gerade kleineren und mittleren Unternehmen sowie Individuen den Zugang zum grenzübergreifenden Börsenhandel. Die neu entstandenen Möglichkeiten für diese Art von Investoren seien ein Beleg für eine neue Stufe der Öffnung des chinesischen Kapitalmarktes. Bisher hatten nur ausgewählte große transnationale Unternehmen im Rahmen des Qualified Foreign Institutional Investor (QFII) Programms Zugang zum Kapitalmarkt Festlandchinas. Die Erweiterung der Markteilnehmer auf mittlere und kleine Unternehmen sei als Indiz für eine feste Verankerung der Politik der Öffnung der Finanzmärke zu werten.
Renminbi als Investmentwährung
Die Börsenkooperation ist nicht nur ein Mechanismus zur Erleichterung des Handels über die administrativen Grenzen hinweg, sonder auch eines von mehreren Instrumenten, um die Bedeutung des RMB als internationale Investitionswährung zu stärken und dessen Nutzung zu fördern.
Seit dem Jahr 2009 hat sich außerhalb Chinas Landesgrenzen ein eigenständiger Markt für die chinesische Währung gebildet. Man unterscheidet dabei prinzipiell zwischen sogenannten Onshore-RMB (Börsennotation CNY) und Offshore-RMB (Börsennotation CNH) und spricht auch von einer Währung mit zwei Märkten. Damit ist die Nutzung der Währung innerhalb und außerhalb Festlandchinas gemeint.
Hong Kong ist mit Abstand der wichtigste und größte Markt für Offshore-RMB. Über 70 Prozent aller Offshore-RMB Depots sind dort verortet. Im asiatischen Raum sind der Stadtstaat Singapur und Taiwan weitere wichtige Umschlagplätze. In Europa nimmt London eine wichtige Stelle ein, gefolgt von der Schweiz und Frankfurt a.M. in Deutschland.
Mehr zum Thema: Internationalisierung des Renminbi – Kooperation am Finanzplatz Frankfurt
Durch die Stock Connect gibt es nun ein Instrumentarium zur Verschmelzung dieser beiden Deviseneinheiten von Onshore- und Offshore RMB („Cash-Pooling“). In diesem Zusammenhang lohnt sich zum tieferen Verständnis der chinesischen Strategie ein Blick auf ein anderes Pilotprojekt in China, die Shanghai Free Trade Zone (FTZ).
Wesentliche Merkmale der Freihandelszone sind der Ausbau der technischen und regulativen Finanzinfrastruktur zur Vereinfachung von ausländischen Investitionen und der grenzübergreifenden Verwendung von RMB. Die in Shanghai umgesetzte Reformpolitik zur Öffnung und Stärkung des Finanzsektors wird durch die Stock Connect um einen weiteren Zugangspunkt erweitert.
China scheint hier erneut die bewährte schrittweise Umsetzung von Reformen zu verfolgen, bei der zunächst punktuelle Pilotprojekte durchführt und dann bei Erfolg flächendeckend umsetzt werden.
Mehr zum Thema: RMB Internationalization and the Shanghai FTZ
Kürzlich hatte Li Keqiang angedeutet, dass die Börse in Shenzhen, die zweitgrößte in China, eine ähnliche Kooperationsform mit Hong Kong eingehen könnte oder dem bestehenden Stock Connect Model hinzugefügt wird. Keqiang hatte bereits im April 2014 die Shanghai-HK Stock Connect angekündigt.
Insgesamt zeichnet sich ab, dass China langsam Teil des weltweiten Aktienmarktes wird. Darin liegen auch Chancen für Unternehmen und Geschäftsleute aus dem internationalen Ausland.
Für ausländische Investoren bestehen die Anreize zur Verwendung von RMB zum Beispiel in der Nachfrage chinesischer Partner (Lieferanten oder Verbraucher) zur Abwicklung von Zahlungen, der flexibleren Gestaltung des Finanzmanagements, der Reduzierung von Wechselkursrisiken oder der Reduzierung von Transaktionskosten.
Risiken für ein Engagement am chinesischen Aktienmarkt unter Verwendung von RMB-Konten bestehen mit Blick auf das verlangsamte Wachstum der chinesischen Wirtschaft. Erst kürzlich hatte das Einbrechen des Aktienmarktes in Sahanghai für Aufsehen gesorgt. Volkswirtschaftliche Unsicherheitsfaktoren liegen auch in dem undurchsichtigen System von Schattenbanken und den hohen Schulden der Lokalregierungen. Das Vertrauen ausländischer Investoren in den RMB leidet auch unter den weiterhin bestehenden Unklarheiten zur Konvertierbarkeit der chinesischen Währung sowie in den sich noch im Aufbauprozess befindenden institutionellen und rechtlichen Rahmenbedingungen.
So kann vielleicht das Zurückhalten ausländischer Investoren an der Stock Connect erklärt werden, die die Entwicklung des Pilotprojekts erst abwarten wollen.
Zahlreiche Beobachter sind jedoch der Meinung, dass der RMB trotz der genannten Probleme mittelfristig einen Bedeutungszuwachs als weltweit genutzte Währung für Handel und Investitionen erfahren wird. Diese Meinung vertritt auch Prof. Terrill Frantz.
Bei Fragen zu Wirtschaftsthemen, Steuern, Buchhaltung und Unternehmensgründungen in Asien kontaktieren Sie bitte: Fabian Knopf, Sr. Associate, Co-Head of German Desk, Dezan Shira & Associates Fabian.Knopf@dezshira.com Silke Neugebohrn, Sr. Associate, Co-Head of German Desk, Dezan Shira & Associates Silke.Neugebohrn@dezshira.com Für weitere Information oder um mit Dezan Shira & Associates in Kontakt zu treten, senden bitte Sie eine Email an germandesk@dezshira.com oder besuchen Sie uns auf www.dezshira.com/de, wo Sie unsere Unternehmensbroschüre herunterladen können. Bleiben Sie auf dem Laufenden über die aktuellsten Wirtschafts- und Investitionstrends in Asien durch unseren Newsletter. Folgen Sie uns auf Twitter!
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