Weshalb ASEAN für Ihre Asien-Geschäftsstrategie wichtig ist
23. Apr – Der Begriff „ASEAN“ tritt in diesen Tagen immer öfter auf, dennoch sind viele Unternehmen sich nicht bewusst, was dies ist und warum es an Bedeutung zunimmt. Die grundlegende Antwort ist ziemlich einfach – Freihandel in Asien. Das bedeutet reduzierte oder gar keine Zölle über einen Raum, der 10 ASEAN Nationen in Südostasien umfasst. Auch beinhaltet es zusätzliche Abkommen, welche sich noch in Verhandlung befinden, von denen man sich erhofft, China, Indien, Australien, Neuseeland, Japan und Südkorea zu einem einheitlichen ASEAN-Block zu verbinden.
Aber lassen Sie uns zunächst einen Schritt von dieser gewichtigen Aussage, mit all ihren Auswirkungen auf den Handel und die Beschaffungsketten, zurücktreten und untersuchen, was ASEAN genau ist und wie es sich auf Unternehmen in China, Indien, Australasien, Asien und darueber hinaus in der EU und den USA auswirkt.
ASEAN – die Association of Southeast Asian Nations – wurde 1967 gegründet und umfasst zehn asiatische Länder, die zusammen einen wirtschaftlichen Handelsblock bilden. Sie beinhaltet Brunei, Kambodscha, Indonesien, Laos, Malaysia, Myanmar, die Philippinen, Singapur, Thailand und Vietnam.
Zusammengefasst repräsentiert ASEAN einen Markt mit etwa 600 Million Menschen mit einem BIP von insgesamt rund 1,8 Mrd. US$. Wenn dies ein Land wäre, wäre es im wirtschaftlichen Sinne das neuntgrößte in der Welt. Faktisch ein Handelsblock zwischen China und Indien, ist ASEAN der dritte asiatische Drachen in Bezug auf die Entwicklung als Schwellenland.
Die OECD (Organization for Economic Cooperation & Development) hat ein Wachstum der ASEAN-Staaten von sechs Prozent pro Jahr im Zeitraum 2011-2015 prognostiziert, was es weltweit zur am zweitschnellsten wachsenden Region nach China machen würde. Aus diesem Grund und aufgrund dem sich in der ASEAN-Region entwickelndem Reichtum und den Handelsmöglichkeiten, konzentriert China sich speziell auf ASEAN als einen Block, mit welchem chinesische Unternehmen Handel betreiben sollten.
Dies scheint sinnvoll, Betriebe und ausländische Investoren in China müssen ins Ausland expandieren, ASEAN ist gleich nebenan und es repräsentiert eine sich schnell entwickelnde Möglichkeit für Wachstum in Verkauf und Handel. In der Tat überholte ASEAN Japan 2011 und wurde zum drittgrößten Handelspartner Chinas mit Handelszahlen, die 362,3 Mio.USD erreichten, knapp hinter der Europäischen Union mit 567,2 Mio.USD und den Vereinigten Staaten mit 446,6 Mio.USD.
Obwohl die chinesische Regierung sich bewusst ist, dass bis jetzt nicht überall die Signifikanz von ASEAN erkannt wird, hat sie einiges in die Wege geleitet, um den chinesischen Handel mit diesem Block zu fördern. Unter Anderem wurde sogar ein China-ASEAN Handelsbüro eröffnet, um ASEANs Präsenz innerhalb Chinas zu stärken. Dies ist wichtig, da China Doppelbesteuerungs– und Freihandelsabkommen mit ASEAN hat und erst vor kurzem eine Vereinbarung bezüglich der Zollfreiheit von über 7.000 Produkten unterzeichnet hat.
Dies wurde als Bestandteil der ASEAN-China Freihandelszone (ACFTA) durchgeführt, ein Abkommen zwischen China und den 10 Mitgliedsstaaten ASEANs. Die ACFTA ist hinsichtlich der Population weltweit die größte Freihandelszone und hinsichtlich des nominalen Bruttoinlandsprodukts die drittgrößte.Durch das Freihandelsabkommen wurden Zölle für 7.881 Produktkategorien bzw. 90 Prozent der importierten Güter auf Null reduziert.
Diese Reduktion ist bereits in China und sechs der ursprünglichen ASEAN-Mitgliedsstaaten in Kraft getreten: Brunei, Indonesien, Malaysia, Philippinen, Singapur und Thailand. Die übrigen vier Länder, Kambodscha, Laos, Myanmar und Vietnam, werden 2015 diesem Beispiel folgen. Da Indien 2016 mit seinem eigenen ASEAN-Freihandelsabkommen dieser Praxis folgt, sind diese Daten für Asien-fokussierte Handelsunternehmen sind diese Termine von wichtiger Bedeutung, um sich darauf vorzubereiten.
Jedoch hat ASEAN auch andere signifikante Abkommen unterschrieben. Die ASEAN-Indien Freihandelszone (AIFTA) ist ein ähnliches Abkommen und trat am 1. Januar 2010 in Kraft. Im Rahmen der AIFTA wird es eine Liberalisierung der Zölle von über 90 Prozent der Produkte, welche zwischen diesen beiden dynamischen Regionen gehandelt werden, geben. Inbegriffen sind dabei die sogenannten „besonderen Erzeugnisse“ wie Palmöl (im rohen und raffinierten Zustand), Kaffee, schwarzer Tee und Pfeffer. Bis 2016 werden Zölle auf über 4.000 Produktlinien komplett abgeschafft.
Weiterhin existieren zusätzliche Abkommen mit Australien und Neuseeland in Form der ASEAN-Australien-Neuseeland Freihandelszone, mit Japan in Form ASEAN-Japanischen Imfassenden Wirtschaftspartnerschaft, und mit Südkorea in Form der ASEAN-Korea Freihandelszone. All diese traten 2010 in Kraft und haben bereits begonnen, die Handelszahlen zwischen ASEAN und den entsprechenden Ländern anzuheben.
Das bedeutet, dass von jetzt bis 2015 und 2016, der Handelsfluss, die Gestalt der Beschaffungskette und die Möglichkeiten, Produkte und Service in Asien zu verkaufen, sich verändern und somit die Zölle zunehmend attraktiver werden. Diese Handelschancenen nutzen zu können, bedeutet sich jetzt darauf vorzubereiten. Der Einfluss des ASEAN-Blocks auf diese Region und auf die globale Handelsdynamik wird immens sein. Auch erschließt sich ein großes Potential für globale Unternehmen in den ASEAN-Markt einzutreten, dort eine Präsenz errichten und diese zu nutzen, um nach China, Indien und darüber hinaus die Hand auszustrecken.
Es macht Sinn, denn Chinas Produktionskapazität nimmt ab und wird teurer, während die Bevölkerung sich in eine stärker konsumbasierte Gesellschaft verwandelt. Die unmittelbare Auswirkung von ASEAN ist zu einem Teil, einen Produktionsstandort mit niedrigeren Kosten bereitzustellen und diesen als Sprungbrett für Exporte nach China zu nutzen. Das ist, weshalb Vietnam beginnt, eine Alternative zu China zu werden – nicht nur weil Vietnam günstiger bezüglich der Lohnkosten ist, sondern auch weil auf 90 Prozent der produzierten Güter ab 2015 keine Zölle erhoben werden.
Die vietnamesische Regierung hat vor kurzem bekannt gegeben, die Körperschaftssteuer zu den konkurrenzfähigsten in Asien zu machen. Im Laufe des Jahres wird diese (im Vergleich zu China mit 25 Prozent) auf 23 Prozent reduziert. Das Gleiche gilt für Kambodscha, Laos und Myanmar, was einer der Gründe ist, weshalb Myanmar es eilig zu haben scheint, Reformen vorzunehmen. Es macht Sinn für multinationale Unternehmen, Vietnam als Standort zu wählen, das sich eine Grenze mit China teilt und eine lange Küste mit zunehmender TEU Kapazität in seinen Häfen hat.
Was den Asiatisch-Pazifischen Raum betrifft, die Westküste der vereinigten Staaten mit inbegriffen, hat die „UN Economic and Social Survey of Asia and the Pacific” in 2012 eine Untersuchung veröffentlicht, die zeigt, dass Asien einer der am schnellsten wachsenden Regionen und ein Anker für globale wirtschaftliche Stabilität ist. Bei solch nachhaltigen Wachstumsraten ist es kein Wunder, dass Investmentgurus wie Mark Mobius so zuversichtlich sind was Asien betrifft. In Thailands größter englischsprachiger Zeitung erklärte er, dass „Schwellenländer viermal schneller wachsen als entwickelte Länder“.
ASEAN ist daher ein hervorragender Ausgangspunkt, um die regionalen Märkte zu erschließen, wobei die Vorteile darüber hinaus gehen, nur eine physische Präsenz in dem Block zu errichten. Ein ASEAN-basiertes Unternehmen genießt nicht nur die automatischen Vorteile der Steuer- und Zollfreiheit, sondern ebenfalls die der attraktiven Freihandels- und Doppelbesteuerungsabkommen, die ASEAN momentan mit China, Indien, Australasien, Japan und Südkorea aushandelt. Dies schließt die „Regional Comprehensive Economic Partnership” (RCEP) mit ein.
Diese ASEAN-Abkommen sind der hauptsächliche Grund, weshalb internationale Handels- und Steuerexperten erwarten, dass Asien der Weltwirtschaft aus der aktuellen Finanzflaute heraus helfen wird. Von ASEAN zu profitieren ist daher eine relativ einfache Angelegenheit. So wie Hongkong-Unternehmen als Sprungbrett und als vorteilhafte Steuerstruktur genutzt wurden, um nach China zu kommen, bieten nun ausländische Unternehmen in Singapur Steuereffizienz kombiniert mit einem vernünftigen und transparenten behördlichen und rechtlichen Umfeld und einem Ansatz, bei dem Korruption nicht toleriert wird, ein Freihandels-Sprungbrett in die ASEAN-Länder und seine Freihandelsabkommen.
Eine solche Präsenz zu erreichen, verschafft Zugang zu den ASEAN-Freihandelsabkommen, welche dieser Block mit China mit seinen eigenen Mitgliedsstaaten, Indien, Australasien, Japan und Südkorea hat. Ein singapurisches Unternehmen zu nutzen, um Tochterfirmen in diesen Ländern zu etablieren, gibt ausländischen Unternehmen die Möglichkeit, von Singapurs niedrigen Steuersätze zu profitieren und dabei alle Vorteile der Freihandels- und Doppelbesteuerungsabkommen von ASEAN und all seinen Handelspartnern, inklusive China, Indien und des Japan-Korea-Australasien-Dreiecks, zu genießen.
Das insgesamt ist eine Freihandelszone, welche, was Erträge betrifft, bereits die am schnellsten wachsende im Hinblick auf Erträge ist und die größte der Welt werden wird. Unternehmen, die Interesse an bzw. bereits einen Standort in Asien, China oder Indien haben, sollten in Erwägung ziehen, von einem Standort in Singapur aus Tochterfirmen in der ASEAN-Region zu gründen und von dem, was eine riesige Freihandelszone mit bedeutenden Einfluss auf den globalen Handel und Versorgungskette wird, zu profitieren.
Des Weiteren hat China Verhandlungen zugestimmt, einen Handelsblock mit 16 Staaten (bekannt als „Regional Comprehensive Economic Partnership“ (RCEP) zu bilden. Vor zwei Monaten wurden beim 21. ASEAN-Gipfel in Phnom Penh die ersten Schritte formuliert. RCEP wird die zehn Mitglieder von ASEAN plus China, Indien, Japan, Südkorea, Australien und Neuseeland umfassen. Die Implementierung wird Handelsbarrieren und Zölle in der ganzen Region bis 2015 verringern.
Die RCEP-Rahmenbedingungen wurden auf dem letzten ASEAN-Gipfel in November von den jeweiligen Staatsoberhäuptern bestätigt. Der südkoreanische Handelsminister Bark Tae-ho sagte, dass China zuerst nur ASEAN und drei weitere Nationen (China, Japan und Südkorea) im Bündnis haben wollte. Der Gegenvorschlag einer transpazifischen Partnerschaft (die China ausschließt) von Seiten Amerikas jedoch, zwang China Verhandlungen mit umfassenderen Vereinbarungen, wovon eine Indien mit einbezieht, einzugehen.
Mit dem Beginn der RCEP ist Asien bereit, ein neues Zeitalter mit gemeinsamen Handels- und Wachstumsdynamiken zu beginnen. ASEAN hat bereits individuelle Freihandelsabkommen mit jedem der teilnehmenden Länder. Der durch die zahlreichen ASEAN Freihandelsabkommen entstandene freie Handel in der Region wird starke Auswirkungen auf China, Indien und Asien haben, ganz abgesehen von den Global Players, die dort ihren Handel betreiben. Ist Ihr Unternehmen bereit dafür?
Bei Fragen zu Wirtschaftsthemen, Steuern, Buchhaltung und Unternehmensgründungen in Asien kontaktieren Sie bitte:
Fabian Knopf, Sr. Associate, Co-Head of German Desk, Dezan Shira & Associates
Fabian.Knopf@dezshira.com
Silke Neugebohrn, Sr. Associate, Co-Head of German Desk, Dezan Shira & Associates
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Weiterführende Lektüre:
Der obige Auszug stammt aus der Asia Briefing Januar 2013 Ausgabe. Darin stellen wir die Vision vor, welche Asien im Begriff ist zu realisieren, mit dem Schwerpunkt auf das Neue, das der ASEAN-Freihandel für die ganzen Region mit sich bringt, und ebenfalls den dramatisch verstärkten Einfluss panasiatischen Freihandelsabkommen wie dem RECP –Veränderungen, über die die Meisten in glückseliger Unwissenheit sind. Mehr dazu…
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