Vietnams und Indiens Auftritt als China Alternative

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China ist nicht die einzige Lösung für exportgetriebene Produktion und Asiens Handelsentwicklung ist entscheidend, dass Geschäftsmodelle sich zu neuen Abenteuerorten (hin)bewegen.

Zu Beginn des 21. Jahrhundert gab es zwei Hauptströme von kommerziellen Denkformen über China. Der häufigste Gedanke war, dass China einen massiven Markt mit schätzungsweise 1,3 Milliarden potentiellen Konsumenten darstellt. Der Zweite war, dass China junge, leicht verfügbare und kostengünstige Arbeitskräfte besitzt, die qualifiziert und diszipliniert sind. Während Letzteres sich als dominanten Wirtschaftsantrieb für die letzten zwei Jahrzehnte erwiesen hat, bedeutet Chinas Ein-Kind-Politik (landesweit 1982 eingeführt), dass der Versorgungsstrom von günstigen Arbeitskräften für das ganze Land versiegt – was derzeit in einem rasanten Tempo geschieht.

Diese Politik hat Auswirkungen auf das landesweite steigende Mindesteinkommen von durchschnittlich 12,6% jährlich von 2008 bis 2012, die vertikal mehr die leitenden Angestellten beeinflussen. Es ist schwer eine Steigerung von 12,6% für die unteren Angestellten bei den leitenden Angestellten zu rechtfertigen, wenn auf dieser Leitungsebene keine Erhöhung stattfindet. Der Anstieg des Mindesteinkommen hat ein enormes Verhandeln der Gehälter auf allen Ebenen bei china-basierten Unternehmen zur Folge gehabt. Zählt man diese Erhöhung des Grundgehalts zu den Kosten für die Pflichtversicherung und den Wohnraum eines jeden Mitarbeiters mit ungefähr 35-45 % zusätzlich auf die Gehälter, summieren sich diese Kosten schnell auf.

Sogar eine Produktionsverlagerung in relativ günstige Inlandregionen in China erweist sich als falsche Wirtschaftlichkeit- erstens weil die steigenden Infrastruktur- und Transportkosten die Einsparungen verschlingen und zweitens weil auch diese Gebiete beträchtliche Lohnerhöhungen spüren.

Während all dies gute Nachrichten für Unternehmen sind, die in China verkaufen wollen, ist es für exportgetriebene Unternehmen zunehmend schwierig die Chinapräsenz zu rechtfertigen  – sofern nicht mindestens ein Teil der Produktion für den einheimischen Markt bestimmt ist.

Doch selbst hier ist die Konkurrenz  in greifbarer Nähe.

Vietnam

Die Konkurrenz von Geschäftsmodellen der Exportfertigung ist gleich um die Ecke, da Chinas Freihandelsabkommen mit ASEAN 2015 eintreten wird. Das bedeutet, dass Produzenten, die in den südasiatischen Ländern wie Vietnam sitzen, deren Produkte bald zollfrei auf dem chinesischen Markt verkaufen können. Wenn darüberhinaus Faktoren wie Vietnams niedrigere Gehälter und Landnutzungkosten hinzukommen, ist die logische Konseqeunz deutlich.

Vietnam geht sogar soweit, dass es direkt auf China als wichtigsten Wettbewerber für fertigungsbasierte, exportgetriebene Auslandsinvestitionen abzielt. Erst kürzlich wurde die Einkommenssteuer zwei Punkte niedriger als in China gesenkt und mit Gültigkeit ab dem 1. Januar 2014 verabschiedet. Zudem wurden, wie in China vor 20 Jahren, weitreichende Investitionsreformen und zahlreiche  neue Export- und Produktions-Sonderwirtschaftszonen entlang der Ostküste vorgestellt.

Berater, die immer noch die reine China-Geschichte verkaufen, werden behaupten, dass Vietnams Infrastruktur ineffizient ist, aber auch dieses unterliegt rapiden Veränderungen, da die vietnamesische Regierung enorme Bauprojekte und Bebauungspläne für Straßen, Schienen und Häfen vorgestellt hat.  Eine Fahrt von den Flughäfen in Hanoi oder Ho Chi Minh Stadt in die entsprechenden Stadtzentren veranschaulicht die groß angelegten Infrastrukturentwicklungen, die zur Zeit im Land stattfinden. Man sollte sich mit Bedacht daran erinnern, dass China zuvor ebenfalls wie eine Großbaustelle ausgesehen hat.

An dieser Stelle gibt es andere Motivationen. Ein zunehmend misstrauisches Amerika macht sich Sorgen den gesamten Einkaufsbedarf  in einem China-Korb zu platzieren; ein Gefühl, den viele China-Nachbarn teilen. Alarmglocken sind weltweit hochgegangen, als China plötzlich seine Versorgung von seltenen Erden für Japan nach einem politischen Zwist gekürzt hat. Darüberhinaus gibt Chinas Tendenz, Handelsbeziehungen für eigene Bedürfnisse zu nutzen, etwas zu Bedenken. Die Absicherung der Chinarisiken hat somit Auswirkungen auf die Produktionsausdehnung in ganz Asien.

Indien

Indien, währenddessen, stellt ebenfalls eine attraktive Alternative zum heutigen China dar, da es sogar Ähnlichkeiten mit China vor 20 Jahren hat – mit seinem riesigen Verbrauchermarkt und seiner opulenten, jungen und billigen Arbeitskraft.

Allgemein, bleiben die Betriebskosten weit niedriger als in China und wie in Vietnam, jeder Manager, der an den internationalen Flughäfen in Delhi oder Mumbai ankommt oder eine Fahrt auf den Schnellstraßen in die jeweiligen Städten unternimmt, wird es nicht versäumen über die Ausmaße der Entwicklungen beeindruckt zu sein – Großbaustellen und Kräne sind überall, da das Land die Infrastruktur zügig  modernisiert.

Die ostindische Hafenstadt Chennai ist ein klassisches Beispiel. Während die Medien sich auf Delhi oder Mumbai fokussieren, ist Chennai Lebensmittelpunkt für die drittgrößte Expatsgemeinschaft in Indien. Es ist ebenfalls ein Produktionsstandort für multinationale Unternehmen wie Nokia, BMW, Siemens, Dell, Motorola und Foxconn unter vielen anderen.

Von Bedeutung ist auch Indiens eigene Mittelstandklasse, die derzeit ungefähr die gleiche Größe wie China mit 250 Mio. hat – kombiniert als Basis für Exportfertigungen und Inlandsabsätze ist es ein aufgehender Stern. Zur Zeit ist Indien einer von wenigen Ländern, in der billige Arbeitskräfte mit einer großen vermögenden Konsumgesellschaft Hand in Hand geht.

Kurzum Investoren, die in der Lage sind hinter Indiens mehrjährigen Themen zu schauen, wie ihre unzureichende Infrastruktur (die sich aber rasch verbessert) und ihre gewichtige und unüberhörbare demokratische Regierungsstruktur, die zeitweise langsam ist, um notwendige Reformen voranzubringen – sollten imstande sein, einen Mehrwert für ihre globalen Tätigkeiten durch Investitionen in Indien zu schaffen.

Fazit

Die Gründe für diese Entwicklungen sind deutlich. Da Chinas arbeitende Bevölkerung altert und teurer wird, lockt ein alternatives Asien. Vietnam insbesondere führt die neue Asienwelle von Investitionen für exportgetriebene Produktion an, während Indien derzeit nicht nur Möglichkeiten für Exportfertigungen anbietet, sondern auch – wie China – in der Lage ist an einer immer reicher werdenden Mittelklassegesellschaft zu verkaufen.

Chinas anhaltende Entwicklung kann am besten als eine Neukalibrierung der beliebten Meinung erklärt werden, dass das 20. Jahrhundert China gehört, ähnlich wie das 18. Jahrhundert vom britischen Empire dominiert wurde und im 19.Jahrhundert Amerika an Bedeutung gewann. Nein, das 21. Jahrhundert wird treffender die Schlagzeile “Asiens Jahrhundert” haben und obwohl China eine große Rolle spielen wird, andere Ländern werden es auch.”

Unternehmen, die in exportgetriebenen Fertigungsbranchen involviert sind, müssen nun auf die asiatische Verbindung zählen. Das ist die Hauptursache, warum Chinas Rolle innerhalb des weltweiten Handels und der Entwicklung des aufstrebenden Asiens jetzt neu-bewertet werden sollte, um den laufenden Finanzkampf zwischen Produktionskosten und der Nachfrage der globalen Endverbraucher besser abfedern zu können.

Dieser Artikel wurde ursprünglich auf Asia Briefing veröffentlicht. Zum Artikel.

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Fabian Knopf, Sr. Associate, Co-Head of German Desk, Dezan Shira & Associates
Fabian.Knopf@dezshira.com

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