Übersicht: Der Markt für Medizintechnik in China
China ist zu einem der vielversprechendsten Märkte für Medizintechnik aufgestiegen. Im Jahr 2013 betrug das Handelsvolumen für medizintechnische Gerätschaften RMB 200 Milliarden (fast EUR 26 Milliarden), und damit ist das Land laut dem US Commercial Service der zweit größte Markt der Welt. Selbst im Vergleich zu anderen Bereichen der chinesischen Wirtschaft ist der Markt für medizintechnische Geräte einer der am schnellsten wachsenden des Landes.
Wegen der Ein-Kind-Politik, die erst kürzlich gelockert wurde, wird bald ein massiver Anteil der chinesischen Bevölkerung über 60 Jahre alt sein, was der demografischen Verteilung vieler Industrienationen entspricht. Neben diesen Veränderungen haben steigende Lebensstandards zum gestiegenen Bedarf an medizinischen Produkten und Dienstleistungen beigetragen. Die chinesische Regierung hat es sich zur Priorität gemacht, das Gesundheitswesen zu fördern und besonders in die westlichen und zentralen Provinzen des Landes zu investieren, da dort die Qualität der medizinischen Versorgung hinterherhinkt.
Trotz eines 20-prozentigen Anstiegs der öffentlichen Ausgaben für medizinische Versorgung hat China zur Zeit nur einen Anteil von zwei bis drei Prozent am Weltmarkt für medizintechnische Geräte. Auf internationaler Ebene, sind die Märkte für Pharmazeutika und Medizintechnik etwa gleich groß, während in China der Markt für Medizintechnik nur etwa 14 % vom Market für Pharmazeutika beträgt.
Beobachter erklären diese einseitige Dynamik mit der Vorgehensweise in China, Behandlungen eher mit pharmakologischen Erzeugnissen als mit Hilfe von technischen Mitteln durchzuführen und fokussieren sich eher auf die Behandlung von Symptomen als auf deren Ursache.
Diese Bedingungen haben zu einer Unterversorgung des Marktes geführt, was sich nach Meinung vieler in Zukunft ändern wird, einhergehend mit der steigenden Nachfrage für medizintechnische Geräte.
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Im Bereich der Artikel für den medizinischen Sachbedarf ist China von ausländischen Importen abhängig, dies gilt vor allem für technisch anspruchsvolle Produkte der gehobenen Preisklasse. Die USA, Japan und Deutschland sind die größten Exporteure in dieser Kategorie. Des Weiteren gibt es abertausende kleine Hersteller von medizintechnischen Geräten, meistens sind dies kleine Unternehmen mit niedrigen Gewinnen. Fast 90 % dieser stellen auch nur grundlegende Gerätschaften her, wie Spritzen oder Thermometer.
Im Gegenzug dazu wird der Großteil der hochtechnologischen Gerätschaften importiert: 80 % der CT-Scanner, 90 % der Ultraschallausrüstung und 90 % der MRT-Geräte werden im Ausland hergestellt. Die Importe von medizintechnischen Gerätschaften der mittleren und hochwertigen Klasse sind zahlenmäßig in den letzten Jahren zurückgegangen; der Grund hierfür ist allerdings, dass ausländische Hersteller ihre Produktion nach China umsiedeln.
Meist sind anspruchsvolle Markteintrittsbarrieren der Grund für die Diskrepanz zwischen ausländischen und chinesischen Herstellern für hochwertige Medizintechnik: technologisch hochwertige Ausrüstung ist kapitalintensiv und erfordert ein hohes Maß an technischem Wissen und eine längere Produkteinführungszeit.
Angesichts fehlender finanzieller Mittel sind viele Firmen nicht dazu im Stande oder bereit die nötigen Investitionen zu tätigen, um in den höheren Marktkategorien tätig zu sein.
Oft ist es auch schlichtweg einfacher für chinesische Firmen ausländische Produkte zu kopieren, was viele Patentstreitigkeiten in den letzten Jahren zur Folge hatte.
Seit 2009 gibt es allerdings einen Trend der Marktkonsolidierung – viele Unternehmen fusionierten um einen größeren Marktanteil zu ergattern, unter anderem die Wei Gao Group, Mindray, Yuwell, Microport, Le Pu, Medical and Fosun Pharma. Einige Unternehmen sind erfolgreich, indem diese mittelklassige Produkte wie Herz-Rhythmus-Monitore herstellen, die sie zu niedrigeren Preisen als deren ausländische Konkurrenten verkaufen können.
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Laut der China Medical Pharmaceutical Material Association erzielen nach China importierte medizintechnische Gerätschaften einen 50-100 % höheren Preis als in den ursprünglichen Herstellungsländern. Ausländische Hersteller profitieren auch vom Ansehen ausländischer Produkte, die den Ruf haben, einen Premiumpreis wegen höherer Qualität zu rechtfertigen. Zudem erfreut sich nach China eingeführte Ausrüstung einer höheren Markenbekanntheit, dies geht sogar so weit, dass selbst öffentliche Krankenhäuser diese trotz höherer Kosten erwerben.
Dieser Trend hatte zur Folge, dass die China National Health and Family Planning Commission verkündet hat, eine Richtlinie einzuführen, damit die ansässigen Hersteller bevorzugt werden sollen, um die steigenden Kosten im Gesundheitsbereich zu drosseln. Die Richtlinie wird eine Liste beinhalten, auf der alle Gerätschaften, die eine „bevorzugte Behandlung“ bei der Anschaffung neuer Technik erhalten sollen, vermerkt sind.
Die neue Richtlinie soll die größeren Krankenhäuser in „Tier-3-Städten“ dazu anregen, in China hergestellte Instrumente zu erwerben. Gleichzeitig nehmen diese größeren Krankenhäuser auch oftmals den kleineren den Einkaufsprozess ab. In Anbetracht dieser neuen Entwicklungen sollten ausländische Kapitalgeber noch einmal überdenken, ob sie einen rein vertriebsmäßigen Ansatz verfolgen wollen, um den chinesischen Markt zu erreichen.
Bei Fragen zu Wirtschaftsthemen, Steuern, Buchhaltung und Unternehmensgründungen in Asien kontaktieren Sie bitte: Fabian Knopf, Sr. Associate, Co-Head of German Desk, Dezan Shira & Associates Fabian.Knopf@dezshira.com Silke Neugebohrn, Sr. Associate, Co-Head of German Desk, Dezan Shira & Associates Silke.Neugebohrn@dezshira.com Für weitere Information oder um mit Dezan Shira & Associates in Kontakt zu treten, senden bitte Sie eine Email an germandesk@dezshira.com oder besuchen Sie uns auf www.dezshira.com/de, wo Sie unsere Unternehmensbroschüre herunterladen können. Bleiben Sie auf dem Laufenden über die aktuellsten Wirtschafts- und Investitionstrends in Asien durch unseren Newsletter. Folgen Sie uns auf Twitter!
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