Objektivität, Reliabilität und Validität in Testverfahren zur Eignungsbeurteilung von potentiellen Mitarbeitern und deren Bindung in China
Von Ferenc Acs
01. August – Die Konkurrenz um die besten Köpfe auf dem Arbeitsmarkt ist groß. Insofern müsste man meinen, dass jedes Unternehmen über einen neu angeworbenen Mitarbeiter froh ist. Dass dies in der Praxis jedoch nicht der Fall ist, zeigen, gerade in China, die hohen Fluktuationsraten. Gerade wenn wenige fähige Köpfe zur Verfügung stehen, ist es wichtig einen Mitarbeiter einzustellen, der zum Arbeitsplatz passt.
Daher ist auch das Thema der Mitarbeiter Retention, also der Mitarbeiterbindung ein sehr wichtiges. Wirtschaftspsychologen können hier Lösungen anbieten. Einerseits können sie mit Hilfe von Verfahren zur Eignungsbeurteilung eine Einschätzung darüber abgeben, ob ein Kandidat zu einer zu besetzenden Position passt. Andererseits kann durch Retention Management die Mitarbeiterbindung verstärkt werden.
In diesem Artikel möchte ich mich insbesondere auf das Thema der Eignungsbeurteilung konzentrieren, da ein guter Auswahlprozess nicht nur für eine gute Besetzung der Stelle sorgt, sondern auch die Mitarbeiterbindung verstärkt. Seit 2002 gibt es in Deutschland die DIN 33430 Norm, die „Anforderungen an Verfahren und deren Einsatz bei berufsbezogenen Eignungsbeurteilungen“ beschreibt.
Hinter dieser etwas sperrigen Bezeichnung verbirgt sich die einfache Notwendigkeit einheitliche und hohe Qualitätsstandards bei Eignungsbeurteilungsprozessen zu ermöglichen. Berufsverbände schätzen, dass nur etwa 20 Prozent aller psychodiagnostischer Untersuchungen von qualifizierten Personen und unter Anwendung von geeigneten Verfahren durchgeführt werden, dazu zählen auch Eignungsbeurteilungen. Die Qualitätskontrolle stellt also immer noch eine Herausforderung dar.
Ein kurzes Beispiel aus dem Straßenverkehr soll zeigen, was Psychologen unter einem geeigneten Verfahren verstehen. Wir alle sind uns sicherlich darüber einig, dass ein Autofahrer eine akzeptable Reaktionsfähigkeit und eine gewisse Routine haben sollte, um im Notfall schnell und richtig reagieren zu können. Um dies zu testen, können wir den Fahrer in einen Fahrsimulator setzen und sein Verhalten in kritischen Situationen von drei verschiedenen Experten beurteilen lassen. Am Ende erhält der Kandidat ein Ergebnis, das zwischen 10 Punkten (sehr geeignet) und 0 Punkten (völlig versagt) liegt. Zunächst einmal sollte sich möglichst die Punktvergabe der Experten decken, die unabhängig voneinander erfolgte. Dadurch würde das Verfahren objektiv erscheinen. Einige Wochen später wird der Kandidat nochmals zum Test gebeten. Diesmal werden aber andere kritische Situationen getestet. Hier sollte der abschließende Punktwert dem vorherigen möglichst gleichen, also der selbe bleiben. Damit wäre die Forderung nach Reliabilität erfüllt. Denn das Verfahren sollte abschließend auch einen guten Fahrer für den Straßenverkehr im richtigen Leben erkennen und nicht nur für den Fahrsimulator. Damit wäre die Forderung nach Validität erfüllt. Hohe Objektivität, Reliabilität und Validität sind die Forderungen der DIN 33430 an Testverfahren im Rahmen eines professionellen Personalbeurteilungsprozesses. Oft bestehen Verfahren zur Eignungsbeurteilung aus einer ganzen Reihe solcher „Fahrsimulatoraufgaben“, welche sich sehr gut durch ein „Assessment Center“ testen lassen.
Daher wird die DIN 33430 auch als Prozessnorm bezeichnet, welche Rahmenbedingungen vorgibt, wie der Prozess einer qualitativ hochwertigen Personalbeurteilung zu erfolgen hat. Noch in diesem Jahr soll die beschriebene Norm, etwas abgeschwächt, in die international gültige ISO 10667 Norm umgesetzt werden.
Erfahren Sie im nächsten Teil welche besonderen Herausforderungen bei der Anwendung von DIN 33430 / ISO 10667 konformen Prozessen in China zu meistern sind.
Dr. Ferenc Acs & Cconsultants begleitet seine Kunden bei der Erstellung und Durchführung von Personalbeurteilungsprozessen. Zu weiteren Aufgabenfeldern gehören Retention Management, Research Consulting, Coaching und Organisationsentwicklung.
Hier können Sie den 2. Teil und 3. Teil der dreiteiligen Serie lesen.
Bei Fragen zu Wirtschaftsthemen, Steuern, Buchhaltung und Unternehmensgründungen in China kontaktieren Sie bitte Herrn Richard Hoffmann (Richard.Hoffmann@dezshira.com), Herrn Olaf Griese (Olaf.Griese@dezshira.com), oder Herrn Fabian Knopf (Fabian.Knopf@dezshira.com) von dem Beratungsunternehmen Dezan Shira & Associates.
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