Internationalisierung des Renminbi – Kooperation in Frankfurt
Von Hanno Rademacher
Die Internationalisierung der chinesischen Landeswährung Renminbi (RMB, oder auch CNY) nimmt immer konkretere Formen an. Die Bundesrepublik Deutschland und andere europäische Staaten spielen bei der Entstehung des sogenannten Offshore RMB-Marktes (Börsenhandel und Abwicklung internationaler Finanztransaktionen in Renminbi außerhalb Chinas), eine wichtige Rolle.
In der jüngeren Vergangenheit wurden mehrere Abkommen zum Ausbau der institutionellen Rahmenbedingungen des Währungshandels zwischen Deutschland und der Volksrepublik China erzielt. Der Finanzplatz Frankfurt ist dabei das Zentrum der verstärkten Kooperation zwischen chinesischen und deutschen Finanzinstituten. Hier befinden sich nicht nur die Niederlassungen zahlreicher deutscher und internationaler Geschäftsbanken, sondern auch die Hauptsitze der Deutschen Bundesbank und Europäischen Zentralbank.
Bereits im Jahr 2013 haben die EZB und die chinesische Zentralbank (People´s Bank of China) ein Abkommen zum direkten Devisenhandel vereinbart. Im selben Jahr beschlossen die Zweigstelle der Bank of China und die Deutsche Börse AG eine vertiefte Zusammenarbeit. Seit Anfang Oktober ist der direkte Währungshandel zwischen Euro und Renminbi möglich.
Im März 2014 kamen die deutsche und die chinesische Zentralbank zu der Übereinkunft, in Frankfurt einen Standort zur Abwicklung von Finanztransaktionen (Setting & Clearing) mit der chinesischen Währung einzurichten. Bis dato war Frankfurt damit das erste außerasiatische Handelszentrum mit einem derartigen Abkommen. Die dazu neugegründete Clearingbank, das Bank of China Offshore Clearing Zentrum Frankfurt, hat nach einigen Monaten der Vorbereitungen kürzlich seine aktive Geschäftstätigkeit aufgenommen.
Die Deutsche Bank AG und die Commerzbank haben über dieses Clearingzentrum nun erstmals direkte RMB-Kundengeschäfte durchgeführt. Die erlaubte RMB-Handelsquote für qualifizierte ausländische institutionelle Investoren (RQFII) beträgt zunächst RMB 80 Mrd. (EUR 10,4 Mrd.). Dieselbe Quote gilt auch für die Börsenplätze in London und Paris, wo im Verlauf des Jahres ähnliche Abkommen mit der chinesischen Seite abgeschlossen werden konnten.
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Der Finanzplatz Frankfurt wird in Zukunft sowohl chinesischen Unternehmen, die im deutschen und europäischen Ausland Investitionen tätigen wollen, als auch deutschen Unternehmen mit operativem Geschäft in China, als Knotenpunkt für den Abschluss ihrer Transaktionen dienen. Es besteht nunmehr die finanzielle Infrastruktur, den Zahlungsverkehr in RMB taggleich abzuwickeln.
Nach gängiger Expertenmeinung wird die sich zunehmend normalisierende Abwicklung von grenzüberschreitenden Geschäften in Renminbi (ohne Verwendung des US$ als Medium) den deutsch-chinesischen Handel maßgeblich erleichtern, da sich Transaktionskosten von Devisengeschäften verringern lassen. Bereits ein Viertel aller deutschen Unternehmen greift beim Chinageschäft zumindest teilweise auf die chinesische Währung zurück. Dieser Anteil könnte sich im Zuge der neuen Möglichkeiten in Frankfurt nun erhöhen.
Diesen Standpunkt vertritt unter anderem Dr. Joachim Nagel, Mitglied des Vorstands der Bundesbank. „Frankfurt wird in Zukunft eine starke Rolle einnehmen, wenn es um das Abwickeln von Geschäften in Renminbi geht. Davon wird auch der Handel zwischen China und Deutschland profitieren.“ (Pressemitteilung Frankfurt Main Finance e.V.)
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Neben der Frankfurter City haben sich auch London, Paris und Luxemburg zu wichtigen Standorten für den außerasiatischen Offshore-Markt des Renminbi entwickelt. Kürzlich hat die Volksrepublik China auch mit Australien ein weitreichendes Abkommen zur gegenseitigen Öffnung der Finanzmärkte getroffen. Das Zentrum des wachsenden Offshore RMB-Marktes ist immer noch die Sonderverwaltungszone Hong Kong, wo mehr als 70% aller Transaktionen abgeschlossen werden. Der Anteil des RMB am weltweiten Zahlungsverkehr betrug nach den Angaben des SWIFT RMB Monthly Trackers im September 2014 1,72% (Feb. 2014 1,47%) und lag zu dem Zeitpunkt auf Rang 7. der meistgenutzten Währungen weltweit. Als Währung zur Abwicklung von Handelsfinanzierungen liegt der RMB mittlerweile vor dem Euro auf Rang 2.
Neue Qualität der Internationalisierung des RMB
Die Internationalisierung des Renminbi ist ein maßgeblicher Bestandteil der vielzitierten „Going Global“ Strategie der Regierung in Peking und soll den wirtschaftspolitischen Stellenwert der Volksrepublik China international festigen. Bis zur Einführung des RMB-Anleihenmarktes im Jahr 2007 in Hong Kong („Dim-Sum Bonds“) konnte der RMB nur innerhalb Chinas Landesgrenzen verwendet werden. Seitdem hat sich zunächst in Asien in wenigen Jahren graduell ein funktionsfähiger Offshore RMB-Markt entwickelt. Die Kooperationen am Börsenplatz Frankfurt an anderen Finanzstandorten (London, Paris, Luxemburg) in der jüngeren Vergangenheit stellen eine neue Qualität der Internationalisierung des RMB dar.
Durch den graduellen Ausbau des Netzwerkes an internationalen Handelszentren schafft die Volksrepublik China die grundlegende Infrastruktur für die RMB-Internationalisierung. Erst kürzlich hat die Vertiefung der Kooperation der Börsen in Shanghai und Hong Kong, das Projekt der HK-Shanghai Stock Connect, die Grenzen der verschiedenen RMB Märkte (Onshore & Offshore) ein Stück weiter aufgehoben.
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Die neue Stufe der finanzpolitischen Integration der Volksrepublik China im weltwirtschaftlichen Beziehungsgefüge verdeutlicht sich auch im Kontext der bilateralen Abkommen zum direkten Währungshandel, die China bereits mit 25 Staaten unterzeichnet hat. Bei genauer Betrachtung lässt sich feststellen, dass die wirtschaftspolitischen Bemühungen der Volksrepublik China zur Internationalisierung des RMB im Wesentlichen auf drei Elementen gründen:
• Bilaterale Abkommen zum Währungshandel
• Schaffung eines globalen Netzwerks von Offshore RMB Clearingzentren
• Ausbau der finanztechnischen elektronischen Infrastruktur
Die Strategie der weltweiten Etablierung des RMB umfasst drei Phasen:
• als Verrechnungseinheit für weltweite Handlungs- und Zahlungsströme
• als Anlagewährung für internationale Investoren
• Ausbau hin zur Rolle als Reservewährung
Trotz der hier beschriebenen Fortschritte stehen den chinesischen Bemühungen immer noch eine Reihe von Problemen im Weg. Dies sind vor allem die Beschränkungen der freien Konvertierbarkeit des RMB, die nicht abgeschlossene Liberalisierung des chinesischen Finanzsektors sowie unklare institutionelle und rechtliche Rahmenbedingungen. Es existiert noch kein umfassendes Vertrauen der globalen Märkte in die chineschische Landeswährung als weltweite Handelswährung.
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Mit Blick auf das Chinageschäft und zukünftige Investitionen ergeben sich infolge der jüngsten Entwicklungen allerdings neue Spielräume. Unternehmen, gerade auch aus dem Mittelstand, sollten sich eingehend mit den Möglichkeiten der neuen Zahlungsmodalitäten in RMB auseinandersetzen. Die neue finanzielle Infrastruktur in Frankfurt erleichtert deutschen Investoren den Zugang zu RMB-Devisen und kann die Geschäftsaufnahme und -abwicklung, auch mit Blick auf chinesische Partnerunternehmen, maßgeblich erleichtern.
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Fabian Knopf, Sr. Associate, Co-Head of German Desk, Dezan Shira & Associates Fabian.Knopf@dezshira.com
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