Im German Energy Center & College (GECC) werden präzise Einzelbestandteile zu einer grünen Gesamtvision
Von Martin Kuroczik und Christoph Michael
19. Mai – Schon der Weg zum German Energy Center & College war einprägsam, denn auf der Strecke dorthin fühlte man sich gleichermaßen im China der Gegenwart als auch an einem Ort, der ganz weit weg davon ist. Vielleicht liegt dieser Ort aber einfach nur in der Zukunft. Zumindest wird dort ausprobiert, was hoffentlich grüner und nachhaltiger wird.
Im Zhangjiang High-Technology Park wurde der Fußweg zum GECC von wenig Verkehr auf den Straßen begleitet. Am Straßenrand spendeten Bäume Schatten und mit Blumen bepflanzte Hecken Duft. Wie in vielen städtischen Räumen Chinas, sorgte das Grün, das gut verteilt war – dieser Eindruck entsteht oft durch die Art und Weise, wie die Umgebung in China begrünt wird – für innere Ruhe und ein angenehme Atmosphäre. Das ist sehr willkommen in einem Land, welches durch sein Lechzen nach neuen Rekorden viele Menschen auf dieser Welle mitreißt und sie später wieder ausspuckt. Irgendwo, alleine. Damit war dieser Ort ein Gegenpol zu dem gewohnt chaotischen, pulsierenden Shanghai von heute. Im Moment, so sieht es im Zhangjiang High-Technology Park aus, kann sich solche Experimente nur die Leistungselite und reiche Menschen leisten. Vielleicht kann sich das aber irgendwann genau wegen der Pionierarbeit ändern, die das GECC leistet.
Alleine deshalb fühlte man sich wie in einem schönen grünen Dorf anstatt mitten in einer Metropole. Auf dem Weg zum GECC, welches neben dem Bürokomplex German Center liegt, gibt es noch Flächen, die dazu einladen die Sumpfgräser zu betrachten, die früher einmal hier mit einer viel größeren Anzahl gewachsen sind. Viel Bauland wurde in den letzten Jahrzehnten dem Sumpfland abgewonnen. Jetzt sieht man diese Gräser und befindet sich mitten im bebauten Pudong in Shanghai.
Das Gebäude, welches das GECC hier beheimatet, ist im Dienste der Nachhaltigkeit und unter dem Gebrauch neuster und innovativster Techniken gebaut worden. Das Energiesparen war dabei ein Ziel. Dazu kommt der Ansatz, dass man nicht nur Energie sparen will, sondern Energie, die aus der Umgebung stammt auch möglichst effektiv nutzen will. Das setzt ein Verständnis der physikalischen Faktoren voraus, die das Haus umgeben und die in ihm wirken.
Das GECC in Shanghai wurde am 03. Mai 2010 eröffnet und ist ein Modell, Austellungsfläche und Bildungseinrichtung zugleich. Diese Initiative steht unter der Schirmherrschaft des bayerischen Wirtschaftsministers Martin Zeil. Die Handwerkskammer Aachen fungiert als Ausbildungspartner. So dient das Gebäude der Vorstellung und der Veranschaulichung der Niedrigenergiehaus-Bauweise, denn in diesem Stil wurde das Haus gebaut. Das Wissen darüber soll nach und nach an chinesische Unternehmen und Studenten in Form von einer Weiterbildungsmaßnahme weitergegeben werden. Durch die Möglichkeiten zur Weiterbildung am GECC soll Anwendungswissen für energieeffizientes Bauen vermittelt werden. Am Ende einer erfolgreichen Weiterbildung steht ein Zertifikat, das von der Handwerkskammer Aachen und einem chinesischen Ausbildungspartner verliehen wird. Dadurch wird bestätigt, dass sich der Kandidat ein gutes Wissen auf diesen Gebiet angeeignet hat. Chinesische Unternehmen und Interessenten müssen diesen Service bezahlen. Verschenkt wird Wissen schon lange nicht mehr.
Genau bei diesem Know-How gibt es nämlich noch einen enormen Aufholbedarf, so ist beispielsweise das Konzept einer Bodenheizung und dessen Vorzüge einer breiten Öffentlichkeit in China nicht bekannt. Aus diesen Gründen und anderen sollen Schulungen angeboten werden, der Know-How-Transfer ermöglicht werden, sowie der Aufbau von weiteren Kompetenzzentren gewährleistet werden. Übrigens werden in Zusammenarbeit mit der Aachener Handwerkskammer chinesischen Teilnehmern eine Vielzahl für Fortbildungsmöglichkeiten angeboten werden, die nicht nur auf den Begriff Grün und Nachhaltigkeit begrenzt sein müssen.
Natürlich fungiert das GECC auch als Reklamemittel für Unternehmen, die am Bau des GECC mitgearbeitet haben, wie zum Beispiel innovative KMUs, die nicht nur aus Deutschland stammen. Unternehmen, die an der Verwirklichung des GECC mitgewirkt haben, sind unter anderem:
- Energydesign Asia – Ingenieursgesellschaft GmbH, die für das Energiedesign des Gebäudes verantwortlich sind.
- Uponor GmbH aus Finnland wirkte am ausgefeilten Klimasystem mit und entwarf das System um die geoklimatischen Begebenheiten der Umgebung so zu nutzen, dass eine angenehme Raumtemperatur hergestellt werden kann (zum Beispiel durch Rohrsysteme, in Decke die zum Kühlen des Gebäudes eingesetzt werden, zudem wurde auch eine Fußbodenheizung für den Winter installiert).
- Herbert Waldmann GmbH & Co. KG war für die Lichtanlage im Haus zuständig.
- Bayer MaterialScience AG lieferten den Bodenbelag für das Niedrigenergiehaus.
- Dreifach verglaste Fenster kamen von der Frerichs Glas GmbH.
- Hansgrohe AG stellt wassersparende Duschen aus, die weniger Wasser verbrauchen als die herkömmlichen Modelle.
- Keramag AG stellt Sanitätskeramik im Badezimmer aus und wendet bei den Produkten den sogenannten Lotus-Effekt an (beispielsweise bei Urinalen in den Toiletten). Vom Blatt einer Lotuspflanze perlt nämlich fast alles ab, Schmutzpartikel bleiben also nicht hängen. Die Industrie versucht diesen Effekt nachzumachen.
- Das Building Automation System, das für die Steuerung des Hauses zuständig ist, stammt von Siemens.
- Miele & Co. KG stellt modernste Waschmaschinen aus, die sich nach der Meinung von Industrieexperten technisch nicht mehr grundlegend weiterentwickeln werden. Die Waschmaschinen haben ein sogenanntes eingebautes Eco Feedback System, welches dem Benutzer die Möglichkeit gibt, Informationen darüber zu erhalten, wieviel Wasser und Strom im Waschgang verbraucht werden.
- Glen Dimplex Deutschland GmbH bauten die Wärmepumpen in das Haus ein.
- Und, Geberit stattete die Toiletten des Hauses mit wassersparenden Toilettenspülungen aus.
Wie man an den unterschiedlichen Unternehmen feststellen kann, muß man beim Bau eines solchen Niedrigenergiehauses auf jedes Detail achten und jede Einflußgröße mit einbeziehen. Nur gut isolierte Fester beispielsweise bewirken nichts, wenn die ineffiziente Klimaanlage das Haus auf 16 Grad herunterkühlt und gegen die durch die Tür eindringende Hitze des Sommer unter Volldampf ankämpft.
Im GECC gibt es verschiedene Veranstaltungen zu dem Thema grünes Bauen – made in Germany. Das GECC kann für verschiedene Veranstaltungen gebucht werden: Die Räumlichkeiten können zum Beispiel von Unternehmen für Meetings gebucht werden, die in einem anderen Ambiente als dem normalen 08/15 Ambiente stattfinden sollen. Des Weiteren können dort auch Produktvorstellungen organisiert werden, sowie andere Veranstaltungen. Zum Beispiel gibt es in der Kooperation mit dem eco-net China wöchentliche Veranstaltungen, die auf ein chinesisches Publikum zugeschnitten sind.
Man wollte das Gebäude auch unter lokalen Gegebenheiten und mit chinesischen Arbeitskräften bauen. Florian Göbel, Deputy Manager des GECC in Shanghai erklärte, dass das Projekt mit chinesischen Arbeitern fertiggestellt wurde und jetzt kontinuierlich verbessert wird. Das Projekt wurde innerhalb weniger Monate verwirklicht, damit es noch rechtzeitig zu Beginn der Shanghai Expo 2010 fertig wurde. Man wollte dem Ideal so nah wie möglich kommen, aber eben genau dieses Ziel mit den lokal vorhandenen Mitteln erreichen, damit das Produkt auch auf den verschiedenen Märkten und die lokalen Umstände angepasst werden kann. Bei dem Projekt geht es auch um eine Verankerung in den jeweiligen lokalen Markt, denn genau dort sollen die innovativen Produkte dem Kunden näher gebracht werden.
Das ist nur logisch, denn was nützt ein deutsches Produkt, wenn es auf den lokalen Markt nur unter einem Aufwand entstehen kann, der zu hoch ist. Dabei geht es auch um Begebenheiten, wie die klimatischen Bedingungen und Nachfrage, die lokal vorherrschen. Im Moment zum Beispiel ist ein Gebäude wie das GECC für eine ganz große Mehrheit der chinesischen Bevölkerung einfach nicht erschwinglich. Wenn es das GECC nicht geben würde, könnte sich an diesem Umstand auch nie etwas ändern.
Ein Gebäude in der Bauweise des GECC, mit all seinen technischen Innovationen, die sich der Umwelt und dem dortigen Energiefluß anpassen, ist zweifellos für einen großen Teil des Marktes noch zu teuer, aber durch einige Projekte sollen neue Techniken allmählich einem breiteren Publikum vorgestellt werden. Ein wichtiger Faktor, der solche Häuser noch unerschwinglich erscheinen lässt, sind die subventionierten Energiepreise. Viele ausländische Unternehmen der Spitzenklasse, die auf den chinesischen Markt drängen, verlangen zum Beispiel nach Bürogebäuden, die höchste Standards erfüllen und dazu gehört mittlerweile auch Umweltfreundlichkeit und Energiesparen. Da einige Unternehmen den LEED-Standard im Bezug zum Energieverbrauch nicht als zureichend erachten, sind viele auf die Entwicklung bezüglich des neuen chinesischen Standards und seine Umsetzung gespannt. Denn bisher wurde das Potential des grünen Bauens nicht tiefgreifend ausgeschöpft, man muß dieses Problem mit einer Gesamtvision anpacken.
Das GECC ist ein Pionierprojekt und die Arbeit hat gerade erst begonnen, betonte Florian Göbel, man muß sich dabei an die lokalen Begebenheiten anpassen und sollte nicht in Versuchung kommen, den Oberlehrer spielen zu wollen. Ohne Ünterstützung der Regierung wird der Sinneswandel in der Baubranche nicht schnell vonstatten gehen. Das GECC ist aber zweifelsohne ein Türenöffner, das neue qualitativ hochwertige grüne Techniken in ihrem komplexen Zusammenspiel vorstellt.
Genau deshalb hat das GECC ähnliche Initiativen in den Wachstumsmärkten Türkei, Ägypten, Vietnam und Indien gestartet.
Klicken Sie hier, wenn Sie mehr über das GECC erfahren wollen.
Bei Fragen zu Wirtschaftsthemen, Steuern, Buchhaltung und Unternehmensgründungen in China kontaktieren Sie bitte Herrn Richard Hoffmann (Richard.Hoffmann@dezshira.com), Herrn Olaf Griese (Olaf.Griese@dezshira.com), oder Herrn Fabian Knopf (Fabian.Knopf@dezshira.com) von dem Beratungsunternehmen Dezan Shira & Associates.
- Previous Article Dezan Shira & Associates erläutern neue Regeln zum Betrieb eines Repräsentanzbüros (RO)
- Next Article Die China Briefing vom März: Betriebskosten von Unternehmen in den Städten des Landesinneren