Führungsverantwortung in China (Teil 1/5)
Was westliche Führungskräfte in China erwarten – und was das für Sie selbst bedeutet
Von Martin Brandstötter
22. Juni – „Was sind für Sie die wichtigsten Leistungen, die Sie von Ihren chinesischen Mitarbeitern erwarten?“ Ich stelle diese Frage so gerne, weil mir die Antworten der Ingeneure, Controller und Manager aus Deutschland und Österreich einen guten Eindruck davon vermitteln, was für ihre eigene Führungsverantwortung in China wirklich Bedeutung hat.
Die Information ist vielfältig, und oft ähnlich – vielleicht erkennen Sie darin ja auch ein Stück aus Ihrer Arbeitswelt:
- Westliche Führungskräfte in China wünschen sich, dass ihr Team nach westlichen Standards arbeitet. Dabei nennen sie vor allem Qualität, Planbarkeit, Pünktlichkeit und Verlässlichkeit.
- Häufig werden auch die Bereiche Team und Zusammenarbeit angesprochen. Damit verbunden ist vor allem die Erwartung, auch abteilungsübergreifend und im Sinne des Gesamtunternehmens zu kooperieren.
- In engem Zusammenhang damit steht der Wunsch nach Kommunikation zwischen den Mitarbeitern – vor allem weil so der Workflow verbessert wird.
All dies sind nicht nur die Wünsche westlicher Führungskräfte an ihre chinesischen Kollegen im Management. Auch viele Chinesen beschäftigen sich derzeit ausführlich damit, wie sie mit besserer Kooperation und Kommunikation noch erfolgreicher arbeiten. Ein wichtiger Ratgeber dabei ist der bekannte Wirtschaftsprofessor Jiang Gangxi: Er betont wie wichtig es ist, über seine eigene Abteilung hinaus zu blicken. Damit scheint er für zielstrebige chinesische Führungskräfte punktgenau den Nerv zu treffen, denn in chinesischen Buchläden kommt man derzeit kaum an seiner DVD-Compilation über Management und Zusammenarbeit vorbei.
Jiang Yu, mein Coaching-Kollege in Shanghai, hat es treffend auf den Punkt gebracht: „Chinesische Führungskräfte sind oft ausgebildete Techniker. Sie sind exzellent in Ihrem Bereich und fühlen sich wohl in diesem Fachgebiet. Doch das Know-how für gesamtheitliche Management- und Führungsaufgaben haben sie nicht gelernt.“ Die Herausforderung besteht also darin, diese große Perspektive zu vermitteln. Nur so erkennen sie die Ziele, die über ihren ureigenen Verantwortungsbereich hinausgehen.
Wenn Sie als Führungskraft in China tätig sind, bleiben damit vor allem zwei Fragen:
- Wie können Sie Ihren chinesischen Kollegen und Mitarbeitern Ihre Erwartungshaltungen vermitteln?
- Wie können Sie sicherstellen, dass das gesamte Managementteam (und noch mehr: alle Ihre Mitarbeiter) für das gemeinsame Ziel Ihres Unternehmens arbeitet?
So banal diese Fragestellungen klingen mögen, so arbeitsintensiv ist die Antwort: Zum einen weil das gemeinsame Unternehmensziel nur dann kommuniziert werden kann, wenn es auch ein solches gibt.
Zum anderen, weil die Kommunikation von Erwartungshaltungen und Zielsetzungen niemals erledigt und fertig ist, sondern von Ihnen selbst jeden Tag aufs Neue gestaltet werden kann (und gestaltet werden muss).
Angemessene Kommunikation, die Entwicklung von Zielen für Führungskräfte und ganze Organisationen, darüber hinaus der Weg der Umsetzung – das sind bedeutende Themen für jede Führungskraft. Neben dem intensiven Tagesgeschäft sind das also ziemlich große Herausforderungen.
Daher ist dies für viele Unternehmen auch der Punkt, wo sie professionelle Beratung an Board holen: Coaches und Organisationsentwickler, die sowohl im europäischen wie auch im chinesischen Kontext tätig sind und so ein internationales Unternehmen vielseitig beraten. Oft ist es gerade der Perspektivenwechsel und der Anstoß von außen, der schwierige Themen leichter macht und neue Initiativen für Kooperation und Kommunikation bringt.
Wer sich aktiv mit solchen Fragestellungen beschäftigt entscheidet sich nicht für den einfachsten Weg. Dennoch – oder genau deshalb – bin ich gerade bei Führungskräften in China überzeugt: langfristig schont das Nerven, reduziert Reibungsverluste im Unternehmen und steigert somit die Effizienz.
Der Autor Martin Brandstötter begleitet mit der Unternehmensberatung Zielwerk Organisationsentwicklungs- und Changeprozesse und berät Führungskräfte. Der akademische Coach arbeitet auf Deutsch, Chinesisch und Englisch.
Hier können Sie Teil 2, Teil 3, Teil 4 und Teil 5 der fünfteiligen Serie lesen.
Bei Fragen zu Wirtschaftsthemen, Steuern, Buchhaltung und Unternehmensgründungen in China kontaktieren Sie bitte Herrn Richard Hoffmann (Richard.Hoffmann@dezshira.com), Herrn Olaf Griese (Olaf.Griese@dezshira.com), oder Herrn Fabian Knopf (Fabian.Knopf@dezshira.com) von dem Beratungsunternehmen Dezan Shira & Associates.
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