Frankfurt schlägt London als erster RMB-Umschlagsplatz außerhalb Asiens
SHANGHAI – Am vergangenen Samstag unterschrieben die Deutsche Bundesbank und die People’s Bank of China ein Memorandum of Understanding, das die Einrichtung von Settling und Clearing Services für RMB gehandelte Geschäfte in Frankfurt vorsieht.
Noch während Xi Jinpings Deutschlandbesuch wird Frankfurt der erste Umschlagplatz für die chinesische Staatswährung außerhalb Asiens – kurz bevor die Londoner Bank of England ein vergleichbares Memorandum unterzeichnete.
Clearing und Settling sind elementare Bestandteile in der modernen Abwicklung internationaler Finanzgeschäfte. Hinter den Begriffen verbirgt sich die Umwandlung von Forderungen in tatsächliche Geldflüsse von einer Bank zur anderen.
Es sind bereits verschiedene chinesische Banken in Frankfurt vertreten, die als Clearingbank in Frage kommen – darunter die Industrial & Commercial Bank of China Ltd., die Bank of Communications Co., die Agricultural Bank of China Ltd., die Bank of China Ltd. und die China Construction Bank Corp. Welche letztlich das Rennen machen wird, wird sich in den nächsten Wochen zeigen.
„Frankfurt ist einer von Europas Top Finanzzentren und beheimatet gleich zwei Zentralbanken, was es zu einem äußerst stabilen Standort macht. Die Einrichtung von RMB Clearing wird die wirtschaftlichen und finanziellen Verbindungen zwischen Deutschland und China weiter stärken. Die wachsenden Handels- und Investitionsbeziehungen zwischen Deutschland und China werden sich auch in wachsenden Zahlen der in RMB abgewickelten Geschäfte widerspiegeln. Die Deutsche Bundesbank unterstützt die Entwicklung einer Clearinglösung für den Yuan in Frankfurt,“ sagte Joachim Nagel, einer der Geschäftsführer der Bundesbank.
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Als drittgrößter deutscher Handelspartner erreichte das bilaterale Handelsvolumen zwischen Deutschland und China einen Wert von EUR 140 Milliarden (USD 192 Milliarden) laut Statistischem Bundesamt. Darüberhinaus ist China der fünftgrößte Importeur deutscher Waren und zweitgrößter Exporteur von Waren nach Deutschland.
Im gleichen Zug mit dem Memorandum zur Einrichtung von RMB Clearing Services unterzeichnete die Deutsche Börse AG, der Betreiber der Frankfurter Börse, eine weitere Vereinbarung mit der People’s Bank of China, die chinesischen Firmen und Investoren den Zugang zum europäischen Finanzmarkt und den ansässigen Börsen erleichtern soll.
London folgt auf dem Fuß
Bereits zwei Tage nach dem deutsch-chinesischen Memorandum unterzeichnete die chinesische Zentralbank ein ähnliches Abkommen mit der Bank of England. Nach der RMB 200 Milliarden schweren Währungsswap-Vereinbarung aus dem letzten Jahr und der Ausgabe von Wertpapieren im Wert von 2,5 Milliarden auf dem Wertpapiermarkt der Londoner Börse durch die Bank of China erscheint das Memorandum als logischer nächster Schritt.
Über das „Renminbi Qualified Financial Institutional Investor Program“, das im letzten Jahr mit einer Anfangsquote von USD 14 Milliarden eingerichtet wurde, können Vermögensverwalter von London aus direkt in chinesische Anleihen oder in RMB gehandelte Wertpapiere investieren, was der englischen Finanzmetropole eine Sonderstellung verschafft. Nicht zuletzt deshalb hat sich London zu einem beliebten Ziel für chinesische Investoren entwickelt, die ihre in RMB gehandelten Fonds nach Europa bringen wollen.
„Es ist ein zentraler Bestandteil unseres wirtschaftlichen Entwicklungsplans, die Verbindungen zwischen Großbritannien und den neuen Wachstumsmärkten in der Welt zu stärken. Genau deshalb hat die Regierung in den letzten drei Jahren so viel Einsatz darauf verwendet, unsere Position als führender Finanzumschlagsplatz für RMB Geschäfte zu sichern“, sagte der britische Finanzminister George Osborne.
Da bereits heute 62 Prozent aller RMB Geschäfte außerhalb Chinas in London abgewickelt werden, steht zu erwarten, dass es mit dem neuen Memorandum seine Position als Weltumschlagsplatz für RMB Geschäfte außerhalb Asiens behaupten kann.
Nachdem sowohl London als auch Frankfurt in den letzten Jahren im Ringen um die wertvollen Geschäfte aus Fernost scharfe Konkurrenz aus Luxemburg und Paris bekamen, helfen die neuen Vereinbarungen mit der People’s Bank of China beiden Städten, weitere in RMB gehandelte Geschäfte im großem Umfang für sich zu beanspruchen und so ihre Position als Top Finanzplätze in Europa zu untermauern.
Peking ist derzeit auch mit anderen Städten in Verhandlungen über die Einrichtung von internationalen Umschlagsplätzen für den Renminbi, darunter Kuala Lumpur, Sydney und Dubai in Asien, Nairobi in Afrika, Luxemburg und Zürich in Europa sowie Toronto und San Francisco in Nordamerika.
Bei Fragen zu Wirtschaftsthemen, Steuern, Buchhaltung und Unternehmensgründungen in China kontaktieren Sie bitte:
Fabian Knopf, Sr. Associate, Co-Head of German Desk, Dezan Shira & Associates
Fabian.Knopf@dezshira.com
Silke Neugebohrn, Sr. Associate, Co-Head of German Desk, Dezan Shira & Associates
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