Ein Ratgeber zu Industriegebieten im Jangtse Delta (Teil 1)

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Der Wirtschaftsraum Jangtse Delta umfasst mit den folgenden 16 Städten die größte Metropolregion der Welt: Shanghai, Nanjing, Suzhou, Wuxi, Changzhou, Yangzhou, Zhenjiang, Nantong, Taizhou, Hangzhou, Ningbo, Huzhou, Jiaxing, Shaoxing, Zhoushan und Taizhou. 2010 hat der Staatsrat den „Regionalplan Jangtse Delta” veröffentlicht, welcher die auch als YRD (Yangtze River Delta) bezeichnete Region als zentrales Tor in die Asien-Pazifik Region und als globales Zentrum für moderne Dienstleistungen und Produktion bewirbt. Der Plan zielt dabei auf ein regionales Bruttoinlandsprodukt von RMB 110.000 pro Kopf bis 2020 ab.

Während den vergangenen vier Jahren übernahm der YRD Wirtschaftsraum eine führende Rolle innerhalb der chinesischen Wirtschaft. 2013 erreichte das BIP der Region fast RMB 10 Billionen, was 17,2 % des gesamten chinesischen BIPs ausmacht. Angezogen von potentiellen Gewinnen und einer liberalen Wirtschaftspolitik, haben mehr und mehr Investoren beschlossen, sich in der YRD Region anzusiedeln, speziell in einer der zahlreichen Entwicklungszonen. Da sich diese Zonen jedoch stark durch ihre jeweilige Wirtschaftspolitik bezüglich Steuern und allgemeinem Investitionsumfeld unterscheiden, kann es äußerst schwer sein, die richtige Ecke für das eigene Unternehmen zu finden. In diesem zweiteiligen Artikel vergleichen wir deshalb die fünf Haupttypen von Entwicklungszonen in der YRD Region, um ausländischen Investoren bei der Suche nach der besten Option für ihre Industriesparte zu helfen.

Yangtze-River

  1. Wirtschaftliche und technologische Entwicklungszonen (Economic and Technological Development Zones – ETDZ) können, je nach ihrem speziellen Schwerpunkt, in vier Typen unterschieden werden: Technologieintensive und neue Industrien, Export und internationaler Handel, Tourismus und Dienstleistungen, sowie Kooperation zwischen chinesischen und ausländischen Firmen. Einige Entwicklungszonen schließen außerdem spezielle Industriezonen für Hochtechnologie, Exportabwicklung oder zollfreie Zonen mit ein. Die Vorzugsregulierungen, welche in den Entwicklungszonen angeboten werden, sind:

  • Angesiedelte Unternehmen mit ausländischen Investitionen (FIE) unterliegen einer Körperschaftsteuer (Corporate Income Tax – CIT) von 15 %. FIEs, mit einer eingetragenen Betriebsdauer von mindestens 10 Jahren, werden ab dem ersten profitablen Jahr für zwei Jahre von der Körperschaftsteuer befreit und unterliegen für die folgenden drei Jahre nur 50 % der Steuer.
  • Ausnahmen und Absetzungen von Kommunalsteuern können von der lokalen Verwaltung beschlossen werden.
  • Gewinne von Joint Ventures zwischen chinesischen und ausländischen Firmen sind von der Quellensteuer ausgenommen, wenn sie an vom ausländischen Partner ins Ausland übertragen werden.
  • Rohmaterialien, Ersatzteile, Komponenten und Verpackungsmaterial, welche von den Unternehmen in zollfreien Zonen für die Verarbeitung ihrer Exportgüter verbraucht werden, sind von Zoll und Importsteuern befreit.

Beispiel: Die Hangzhou Economic & Technological Development Area, welche 1993 errichtet wurde, umfasst als einzige Entwicklungszone auf nationalem Level in China einen Industriepark, eine Sammlung an Hochschulen und Universitäten und eine Exportverarbeitungszone. Trägersektoren sind Ausrüstungshersteller, der elektronische Informationssektor, Biopharmazie und die Lebensmittel- und Getränkeindustrie.

  1. Hochtechnologische Industrieentwicklungszonen (High-Tech Industrial Development Zones – HTDZ) zielen auf eine Kommerzialisierung von Forschung und spezifischen, technologieintensiven Industrien, wie etwa IT, Elektronik, Pharmazeutik und neue Materialien ab. Verglichen mit ETDZs erhalten Unternehmen, welche sich in einer HTDZ ansiedeln, mehr Anreize für Innovation, was diesen Zonentyp für den Hochtechnologiesektor attraktiv macht. Folgende Anreize existieren:

  Körperschaftssteuer (CIT):

  • Qualifizierte Unternehmen aus der Hochtechnologie unterliegen einer Körperschaftsteuer von 15 %. Angesiedelte FIEs aus dem Herstellungssektor mit einer eingetragenen Betriebsdauer von mindestens 10 Jahren, werden ab dem ersten profitablen Jahr für zwei Jahre von der Körperschaftsteuer befreit und unterliegen für die folgenden drei Jahre nur 50 % der Steuer.
  • Qualifizierte Hochtechnologie-FIEs können die fünfjährige Periode um drei weitere Jahre mit einem Abzug von 10 % auf die Körperschaftsteuer erweitern.
  • Unternehmen mit einem hohen Anteil an Exportprodukten (mindestens 70 % der Produktion) unterfallen im Folgejahr, nach der Periode der Befreiung und Reduktion von der Körperschaftsteuer, einem Steuersatz von 10 %.
  • Ausländische Investoren, welche die Profite eines FIEs aus nicht weniger als fünf Jahren neu investieren, sind qualifiziert für eine Rückerstattung von 40 % der Körperschaftssteuer, welche für die neue Investition gezahlt wird. Falls die Investition in ein aktives oder expandierendes Export-Produktionsunternehmen oder ein fortgeschrittenes Technologieunternehmen fließt, ist der Investor für eine Gesamtrückerstattung der Körperschaftsteuer berechtigt.
  • FIEs, welche einer Körperschaftsteuer von 15 % unterliegen, sind auch von Kommunalsteuern befreit. Andere FIEs aus der Herstellungsbranche sind während der Periode der Befreiung und Reduktion von der Körperschaftsteuer ebenfalls von Kommunalsteuern befreit.

Umsatzsteuer (VAT): FIEs aus der Herstellungsbranche, welche Fertigwaren nach Übersee verkaufen, sind von der Umsatzsteuer ausgenommen.

 Zölle: Rohmaterialien oder halbfertige Produkte sind von Zöllen und importverbundenen Umsatzsteuern befreit.

Beispiel: Der Changzhou National Hi-Tech District (CND), errichtet 1992, ist die Heimat von 5.000 Produktionseinrichtungen, unter ihnen 1.300 FIEs. Trägersektoren der Zone sind Ausrüstungsherstellung, chemische und neue Materialien und neue Industrien. Anders als andere HTDZs umfasst die CND ebenfalls Automobilkomponenten-, Zubehör- und Werkzeugindustrien.

Im Vergleich der zwei Zonentypen, bieten HTDZs ein umfangreicheres Paket von Steuerbefreiungen und -reduktionen als ETDZs. Um jedoch für eine HTDZ qualifiziert zu sein, ist es nötig, dass der Geschäftsbereich eines Unternehmens im Bereich einer Hochtechnologiebranche liegt.

In Teil 2 dieses Artikels erweitern wir unseren Horizont über die Produktionszonen hinaus in den Bereich von Import/Export und Logistik und befassen uns mit Chinas Export-Verarbeitungszonen, Freihandelszonen und zollfreien Zonen.

 

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