Die chinesische Automobilindustrie und die Abschaffung ausländischer Beteiligungsgrenzen
Lockerung der chinesischen Handelspolitik
Dieses Jahr stellt eine 40-jährige Wende in der chinesischen Handelspolitik dar. Im Jahr 2017 summierten sich die ausländischen Direktinvestitionen auf einen Wert von 136,72 Milliarden US Dollar, was einen Anstieg von 7,9 % im Vergleich zum Vorjahr bedeutet.
Im Jahr 2011 erreichte die sehr restriktive Handelspolitik seinen Höhepunkt, mit 120 administrativen Vorschriften in der Negativliste für ausländische Investoren.
Die Negativliste zählt die Industrien auf, in denen Investment entweder verboten oder eingeschränkt ist. Die Freihandelszonen Negativliste folgt der gleichen Logik wie die nationale Negativliste, sie ist jedoch weniger strikt und bezieht sich nur auf die Freihandelszonen.
Industrien, die nicht in die Negativliste eintragen sind, profitieren von den gleichen Regeln, die für chinesische Investoren im Inland gelten.
Seit 2001 nahm die Zahl der Einschränkungen in der Negtaivliste stetig ab. Im Jahr 2007 waren es nur noch 63 restriktive Maßnahmen und im Jahr 2018 erreichte die Zahl ihren Tiefpunkt, mit 48 Vorschriften.
Abschaffung ausländischer Beteiligungsgrenzen in der Automobilindustrie
Mit der Veröffentlichung einer neuen Negativliste hat China angekündigt, dass es Beteiligungsgrenzen für Automobil Unternehmen bis zum Jahr 2023 abschaffen möchte. Dies wird ausländischen Investoren aus der Automobilindustrie in Zukunft ermöglichen wholly foreign-owned enterprises (WFOE) zu gründen.
Laut der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC) werden Beteiligungsgrenzen für Hersteller von E-Fahrzeugen, welche in China als New Energy Vehicles bezeichnet werden, dieses Jahr abgeschafft werden. Für LKW-Hersteller sollen die Beteiligungsgrenzen bis zum Jahr 2020 wegfallen und für PKW-Hersteller, bis zum Jahr 2022. Weitere Beteiligungsgrenzen für andere Fahrzeugtypen sollen bis zum Jahr 2023 abgeschafft werden.
Zudem hat China vor, zu einem späteren Zeitpunkt dieses Jahres, Beteiligungsgrenzen in der Schiffbau- und Luftfahrzeugindustrie abzuschaffen.
Derzeit müssen ausländische Investoren in der Automobilindustrie ein Joint Venture mit einem chinesischen Geschäftspartner gründen, um in den Markt eintreten zu können. Ausländische Automobil Hersteller wie Ford, General Motors, Volkswagen und BMW haben bereits Joint Ventures in China gegründet, jedoch haben neue Autohersteller wie beispielsweise Tesla noch keine Fabriken in China.
Letztes Jahr hat China einige seiner Beteiligungsgrenzen für Hersteller von Elektrofahrzeugen und Zulieferindustrien gelockert. Viele Industriebeobachter waren jedoch enttäuscht von dem Ausmaß der Maßnahmen. Der chinesische Staatsrat hat aber bereits im August 2017, relevante Ministerien dazu aufgefordert, Investitionen zur Entwicklung von E-Fahrzeugen zu fördern. Dies lässt annehmen, das weitere Lockerungen der Handelspolitik in der Planung sind.
China ist weltweit der größte Automarkt mit 24,7 Millionen PKW und 3,7 Millionen verkauften LKWs im Jahr 2017. Das Wachstum kühlte sich jedoch nach einem starken Aufschwung wieder ab. Im Jahr 2017 lag das Wachstum nur noch bei drei Prozent.
Trotz Chinas Maßnahmen seinen Automarkt zu schützen, gelingt es dem Land nicht, global wettbewerbsfähige Marken zu gründen. Einige der größten chinesischen Automarken sind GAC, Great Wall oder Geely von Volvo und BYD, welche Elektroautos entwickeln.
China hat ambitionierte Pläne, bei der nächsten Generation von Autoherstellern, eine Position als globaler Leader einzunehmen. Die Regierung bietet daher reichlich Unterstützung für Hersteller von Elektrofahrzeugen an. Zudem investieren chinesische Internet-Giganten wie Baidu viel Geld in die Entwicklung von Technik für selbstfahrende Autos.
China ist bereits der größte Markt für E-Fahrzeuge, mit 777.000 verkauften Autos im Jahr 2017. Dies sind 53% mehr als im Vorjahr. Bis zum Jahr 2025 möchte China, dass E-Fahrzeuge (New Energy Vehicles) 20% der landesweiten Produktion und des gesamten Abverkaufs einnehmen.
Diese Nachricht kam nur eine Woche nach der Rede vom chinesischen Präsidenten Xi Jinping auf dem Boao Forum für Asien, wo er versprach, Zölle auf ausländische Autoimporte zu reduzieren und Andeutungen machte, Beteiligungsgrenzen in der Industrie abzuschaffen.
Die Entscheidung kam trotz der anhaltenden Handelsspannungen zwischen China und Amerika, die weiterhin auf einen Handelskrieg zusteuern. Chinas Handelspraktiken, wie hohe Zolltarife und Investmentbeschränkungen, in der Automobilindustrie waren ein wichtiger Kritikpunkt von US-Präsident Trump. Ein chinesischer Regierungssprecher verkündete jedoch, dass die Lockerungen in der Automobilindustrie keine Antwort auf Trumps Drohungen seien und bereits geplant gewesen wären.
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