Der chinesische „Fapiao“ und seine Bedeutung für die Buchhaltung
Von Cory Lam
18. Februar – Wer in China hat ihn nicht schon gesehen, den „Fapiao“? Ein Fapiao in China ist mehr als nur eine gewöhnliche Quittung. In anderen Ländern besteht der Verwendungszweck einer Quittung darin, eine Transaktion zu erfassen. In China soll der Steuerbehörde durch einen Fapiao die Möglichkeit zur Überwachung der korrekten Abrechnung der Mehrwertsteuer (VAT) bei durchgeführten Transaktionen gegeben werden. Deshalb sollte es sogar für die alltäglichsten Ausgaben, wie zum Beispiel den Erwerb einer Fahrkarte im Bus, einen Fapiao geben. Dieser sollte zumindest auf Anfrage des Kunden ausgestellt werden.
In der englischen Deutung der chinesischen Regierung des Begriffes Fapiao, wird dieser als „invoice“, also als Rechnung bezeichnet. Der Fapiao kann daher in zwei Haupt-Kategorien unterteilt werden: erstens, in normale Rechnungen („normaler Fapiao”) und zweitens, in Rechnungen mit ausgewiesener VAT („VAT Fapiao”). Verbraucher sollten sich der Unterschiede zwischen den beiden Kategorien bewusst sein. Die beiden Arten von Fapiaos werden oft gleich behandelt, es gibt aber zwischen ihnen entscheidende Unterschiede.
Erstens, der VAT Fapiao kann zu Zwecken des Steuerabzugs benutzt werden. Eine solche Behandlung ist beim normalen Fapiao nicht möglich. Zweitens, da ein VAT Fapiao zum Zwecke des Steuerabzugs verwendet werden kann, enthält dieser viel mehr detailierte Informationen mit Bezug zum Unternehmen des austellenden Gewerbetreibenden. Auf dem VAT Fapiao werden die Steuernummer, Anschrift, Telefonnummer, Bankverbindung und so weiter genannt. Als dritter und letzter Punkt sollte erwähnt werden, dass der Kaufbetrag auf dem VAT Fapiao in seinen versteuerbaren und nicht-versteuerbaren Einzelteilen aufgezählt wird. Auf dem normalen Fapiao sind diese Einzelheiten nicht so detailiert aufgelistet. Daher ist es wichtig, dass Sie mit Ihren Buchhalter oder Steuerberater besprechen, welche Kategorie von Fapiaos für den jeweiligen Zweck benötigt werden.
Alle Fapiaos müssen bei der zuständigen Steuerbehörde gemeldet werden. Da ist es egal, ob ein Fapiao von einem Computer generiert wurde (wie die Handyrechnungen, die im Laden an der Ecke gedruckt werden) oder diejenigen, die einen Pauschalbetrag im Prepaid-Format auflisten (Sie bekommen solche Fapiaos oft in einem Restaurant), denn alle diese Fapiaos wurden vorher von der lokalen Steuerbehörde ausgestellt. Maschinen, die vom Computer generierte Fapiaos drucken können, dürfen nur von der lokalen Steuerbehörde erworben werden. Zudem sind nur registrierte Unternehmen in der Lage, Fapiaos im Prepaid-Format zu erwerben. Auf diese Weise soll sichergestellt werden, dass alle Fapiaos in einer standardisierten Form vorhanden sind. Das macht es bei der Betrugsbekämpfung leichter.
Für einen Verbraucher, der Geld in China ausgibt, können Fapiaos als Beweis beim Arbeitgeber dienen, dass bestimmte Ausgaben erfolgt sind, in Bereichen, wo man die Kosten zurückfordern möchte, zum Beispiel bei einer Geschäftsreise. In manchen Fällen sind in China wohnende Ausländer auch dazu angehalten, einen Fapiao vorzulegen, der beweisst, dass man Wohnraum gemietet oder erworben hat, das kann beim Erwerb eines Visums zum Beispiel nötig sein oder wenn man seinen Aufenthaltsort bei der Polizei anmelden will. Man darf dabei nicht vergessen, dass in China die Verantwortung einen Fapiao zu erhalten, beim Kunden liegt und nicht beim Anbieter. Fapiaos werden nicht freizügig herausgegeben und manchmal sogar gar nicht vom Anbieter zur Verfügung gestellt. Bei kleineren Einkäufen bietet der Einzelhändler gegen eine nicht erfolgende Herausgabe des Fapiaos, einen kleinen Rabatt oder kostenlose Werbegeschenke als Gegenleistung an. Auf diese Weise deklariert der Verkäufer offiziell, das eine Transaktion nicht stattgefunden hat, und er vermeidet dadurch die Zahlung einer VAT. Durch ein Gesetz sind jedoch alle Unternehmen verpflichtet, einen Fapiao auf Anfrage des Kunden zum Kaufzeitpunkt herauszugeben. Laut einem Sprecher der Steuerbehörde der Provinz Hubei, hat der Kunde das Recht, die Zahlung zu verweigern, wenn der Verkäufer keinen gültigen Fapiao produziert. Ein solcher Vorgang kann bei den chinesischen Steuerbehörden unter einer landesweiten Telefon-Hotline mit der Nummer 12366 gemeldet werden (die Quelle – in chinesischer Sprache).
Zur Bekämpfung eines Anstiegs von Fälschungsdelikten, die in der jüngeren Vergangenheit häufiger auftreten, hat die Regierung das Fapiao System umgestellt. Die Änderungen traten am 1. Januar 2011 in Kraft. Lesen Sie dazu einen Artikel auf unserer englischen Seite. Das neue System ist dazu gedacht, dass sich die Nutzung von Fapiaos weiter verbreitet, denn, erstens, durch diese Neuerungen werden die Fapiaos vereinfacht und, zweitens, kann durch die Rubbellosfelder auf dem Fapiao ein Preis gewonnen werden. Das soll die Beliebtheit der Fapiaos bei den Verbrauchern erhöhen und sie dazu bewegen gezielt nach dem Erwerb eines Gegenstandes oder nach einer anderen Ausgabe danach zu fragen. Wenn Sie Zweifel an der Echtheit eines Fapiaos haben, kontaktieren Sie einfach die oben genannte Hotline und prüfen Sie, ob ein Fapiao mit dem dazugehörigen Barcode von der Steuerbehörde ausgestellt wurde oder nicht (in chinesischer Sprache).
Wenn Sie weitere Informationen benötigen, können Sie einen ähnlichen Artikel zu diesem Thema hier lesen.
Bei Fragen zu Wirtschaftsthemen, Steuern, Buchhaltung und Unternehmensgründungen in China kontaktieren Sie bitte Herrn Richard Hoffmann (Richard.Hoffmann@dezshira.com), Herrn Olaf Griese (Olaf.Griese@dezshira.com), oder Herrn Fabian Knopf (Fabian.Knopf@dezshira.com) von dem Beratungsunternehmen Dezan Shira & Associates.
- Previous Article Peking – Shanghai Hochgeschwindigkeitsstrecke wird vorzeitig im Juni eröffnet
- Next Article Gerichtsentscheidung der Hong Kong Sonderverwaltungszone (SVZ) bestätigt Justizrechte der Volksrepublik (VR) China