Trends am chinesischen E-Commerce Markt

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SHANGHAI – China erlebt im Moment einen gewaltigen Zuwachs im Bereich des E-Commerce (elektronischen Geschäftsverkehrs). Es wird angenommen, dass diese Sparte des chinesischen Marktes bis 2015 540 Milliarden US-Dollar wert sein wird und bis 2020 jenen der Vereinigten Staaten, Großbritanniens, Japans, Deutschlands und Frankreichs kombiniert übertreffen wird.

Diese Entwicklung ist stark verbunden mit der Anzahl der Personen in China die mit dem Internet verbunden sind, seien es Computer oder Smartphones – es gibt zur Zeit 600 Millionen Internet und 500 Millionen Mobile Internet Benutzer im Land. Die chinesische Regierung hat sich das Ziel gesetzt bis 2020 1,2 Milliarden Menschen, also 85% der Bevölkerung, mit dem 3G oder 4G mobilen Internet zu verbinden.

Bisher sind jedoch mehrere ausländische Firmen daran gescheitert sich auf diesem Markt zu etablieren: eBay hat sich aus China zurückgezogen, während Wal-Mart und Best Buy noch immer mit lokaler Konkurrenz kämpfen. Andererseits gibt es auch Erfolge durch die Zusammenarbeit mit chinesischen Firmen. Shoprunner, ein US-Amerikanischer Rivale von Amazon, erreichte vor kurzem ein Abkommen mit der Alibaba Group Ltd. in welchem die Alibaba Group für 202 Millionen US-Dollar 39% von Shoprunner übernahm. Als Teil des Abkommens wird die Alibaba Group Shoprunners Expansion in China unterstützen, während Alibaba im Gegenzug chinesische Konsumenten mit ausländischen Luxusartikeln versorgen kann.

Während es ein großes Angebot an physischen Einkaufsmöglichkeiten in den größeren Städten Chinas gibt, verfügen Städte niedrigerer Kategorien über wenige internationale Luxusmarken. Diese Nachfrage hat es zahlreichen Händlern erlaubt Konsumenten in diesen Städten und abgelegenen Gebieten Produkte anzubieten ohne die Kosten für Ladenfläche aufbringen zu müssen.

Chinas ökonomischer Aufstieg und das damit einhergehende Herandämmern des Informationszeitalters hat die Konsumenten internetaffin gemacht und diese gehen damit zunehmend online um Einkäufe zu tätigen. Das Internet dient als Informationsquelle für digitale Konsumenten, welche sich regelmäßig auf Bewertungs- und Social-Media-Webseiten einloggen um ihre Kaufentscheidungen zu fällen. Zusätzlich ist das Vertrauen der chinesischen Konsumenten in Onlineshops höher als erwartet und die Leute sind eher bereit Luxusartikel online zu kaufen.

KPMG hat kürzlich 10.200 Personen über ihr online Einkaufsverhalten im Luxusgüterbereich befragt. Eine der überraschendsten Informationen die durch den Bericht aufgedeckt wurden war, dass der Preis des zuletzt gekauften Artikels bei durchschnittlichen 1.515 RMB (243 US-Dollar) lag. Der durchschnittlich ausgegebene Betrag erhöhte sich mit zunehmendem Alter des Konsumenten. Der durchschnittliche Betrag der von Kunden in der Altersklasse unter 20 ausgegeben wurde liegt bei 726 RMB (116 US$). Dieser stieg auf 1.657 RMB (265 US$) für die Altersgruppe 25-29 und nahm weiter zu für die älteste untersuchte Gruppe, die der 45-49-jährigen, die im Durchschnitt 2.108 RMB (338 US$) für online gekaufte Luxusgüter ausgaben.

Außerdem geben Männer signifikant mehr für einzelne Gegenstände aus als Frauen; im Durchschnitt gaben Männer 2.163 RMB (347 US$) aus, im Gegensatz zu den 1.314 RMB (210US$) der Frauen. Jedoch kaufen Frauen online mehr Luxusgüter und geben auch insgesamt mehr aus als Männer. Dies zeigt welche enormen Geldmengen chinesische Konsumenten bereits online ausgeben.

Die Hauptmotivation für Konsumenten online einzukaufen ist der Preis, denn digitale Konsumenten zeigen sich um einiges preissensibler. Dies liegt primär an der Leichtigkeit online Vergleiche anzustellen, aber auch daran, dass soziale Netzwerke und Bewertungsseiten es ihnen erlauben besser informierte Entscheidungen zu treffen. 51% der in der Umfrage Befragten gaben an, dass sie sich bei Onlineeinkäufen sicherer über das Herkunftsland des Artikels sind.

Komfort und eine größere Palette erhältlicher Produkte zeigten sich ebenfalls als wichtige Beweggründe für Konsumenten. 28% der Befragten entscheiden sich für das Onlineshopping um etwas Einzigartiges zu finden und dieser Anteil lag sogar bei 41% in der Altersklasse 25 und darunter.

Die digitalen Konsumenten äußerten ebenfalls einige gemeinsame Sorgen. 78% der Befragten äußerten Bedenken über die Echtheit der online verkauften Produkte. Digitale Konsumenten waren ebenfalls darüber besorgt, dass sie Produkte vor dem Kauf nicht ausprobieren (70%) und abmessen (55%) konnten. Die Authentizität der Verkäufer war ebenfalls eine Sorge: 48% haben Bedenken, dass die online gezeigten Produkte nicht mit den gelieferten übereinstimmen, 41% bezweifeln die Garantie der Onlineverkäufer bezüglich Services und 37% sind besorgt über komplizierte Rücksendeprozesse.

Alibaba hat einige Mühe auf sich genommen diese Sorgen zu beseitigen. Ihre Webseite Tmall garantiert die Echtheit der Produkte und ermöglicht einen direkten Weg die Verkäufer zu kontaktieren. Tmall ist inzwischen so bekannt geworden, dass hochwertige internationale Modemarken wie Burberry eigene Shops auf der Website eingerichtet haben.

Die Umfrage beinhaltete auch Kauftrends, wie etwa welche Produktarten Konsumenten bevorzugt online kaufen. Kosmetikprodukte waren die am häufigsten online gekauften Produkte – 51% der Befragten haben das Internet genutzt um diese zu erwerben. Ebenfalls beliebte Kategorien waren Frauenschuhe (39%), Frauenkleidung (36%), sowie Schmuck und Taschen (34%).

Die Umfrage ergab weiter, dass 70% der Onlinekäufer ihre Computer zu Hause zum Onlinekauf verwenden, 60% ihr Smartphone und 30% ihr Tablet, wobei der Trend in Richtung Smartphone-Nutzung geht.

Mit schnellerer Geschwindigkeit des mobilen Internets und Webseiten die sich immer mehr dem mobilen Nutzer anpassen, ist es immer bequemer Smartphones zu jeder Zeit und überall zu verwenden. Mit fortschreitender Innovation werden Nachteile wie kleine Bildschirme und schlechte Verbindungen durch Verbesserung der Benutzeroberflächen und der Infrastruktur für mobiles Internet ausgeglichen werden. Trotz dieser Herausforderungen ist in China das Benutzen von Handys für den Onlineeinkauf bereits jetzt weit verbreitet; circa 55 Prozent aller Smartphone-Nutzer in China haben bereits eine mobile Zahlung getätigt, während der Anteil in den Vereinigten Staaten gerade einmal bei 12% liegt. Dies unterstreicht die Wichtigkeit den Zugang zu Onlineshops für Smartphone-Benutzer zu erleichtern.

Die bevorzugte Zahlungsmethode für Onlinekäufe hat sich in China über die Zeit verändert. Zuvor war die bevorzugte Methode Zahlung bei der Lieferung, aber dies hat sich zugunsten von automatischen Online-Zahlungsmethoden verändert. Nun sind ca. 70% der Zahlungen elektronisch, eine Kehrtwende der Zahlen von vor fünf Jahren als noch 70% der der Zahlungen direkt bei der Lieferung erfolgten.

Die chinesische Regierung hat über 200 Firmen die Lizenz für Online-Zahlungssysteme verliehen, aber der Markt bleibt von vier Akteuren dominiert – AliPay, TenPay, Union Pay und 99bill machen insgesamt 85,5% des Marktes der „elektronischen Brieftaschen“ aus.

Insgesamt ergab die Umfrage, dass Konsumenten in China eine Vorliebe für Onlineshopping entwickelt haben, speziell über ihre Smartphones. Alle Altersgruppen zeigten großes Vertrauen in Onlineplattformen. Die Umfrage fand heraus, dass mit steigendem Alter auch die durchschnittlichen Ausgaben für einzelne Produkte steigen. Während Männer höhere einzelne Ausgaben tätigen, dominieren Frauen im insgesamt ausgegebenen Geld für online Einkäufe. Außerdem zeigt die Studie einen Wechsel weg von Direktzahlungen hin zum Benutzen von Onlinezahlungssystemen.

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